Virgil

Aus Mittelalter-Lexikon
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Virgil (Virgilius, kelt. Fearghal; um 700 - 784; hl.). Wandermönch adliger Abstammung aus Irland, berühmt für seinen Bildungseifer und seine Kenntnis der antiken Kosmographie (daher sein Beiname "Geometer"). Er kam 743 an den Hof Pippins d. Jüng. in Quiercy an der Oise, wo er zwei Jahre blieb. 745 wurde er zusammen mit seinen Gefährten nach Bayern entsandt. Noch im gleichen Jahr nahm er die freigewordene Stellung des Abtbischofs von Salzburg an, weshalb er hinfort von Bonifatius angefeindet wurde, der seinerseits gerne in dieses Amt gekommen wäre. Besonders erfolgreich war Virgil bei der Missionierung der Slawen in Karantanien, welches das spätere Kärnten, Steiermark und Teile der Krain umfasste. In die von ihm 767 - 774 erbaute Salzburger Bischofskirche überführte er die Reliquien des Hl. Rupert und legte so den Grund für eine bedeutende Wallfahrt. Von Alkuin wurde Virgil – seiner Gelehrsamkeit und seines missionarischen Wirkens wegen – überschwenglich gepriesen.
In der Absicht, sich des unbequemen Iren zu entledigen, zeigte Bonifatius Virgil wegen dessen häretischen naturwissenschaftlichen Ansichten bei Papst Zacharias an: Virgil bestand nämlich auf der "verdrehten und unbilligen Lehre" (Zacharias) von der Kugelgestalt der Erde und der Möglichkeit von Antipoden. Virgil wurde nach Rom geladen, konnte dort – unter Berufung auf Isidor v. Sevilla und Beda Venerabilis, die auch eine Welt von Gegenfüßlern für möglich gehalten hatten – seinen Standpunkt jedoch so überzeugend vertreten, dass die Anklage fallen gelassen wurde. Die Kirche gelang es in der Folgezeit, die Schriften Virgils derart konsequent zu unterdrücken, dass nicht eine einzige auf uns gekommen ist.