Wappenspruch

Aus Mittelalter-Lexikon
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Wappenspruch (Wahl-, Leitspruch, Devise, Motto). Abgeleitet von dem Schlachtruf eines Ritters oder einer ritterlichen Gemeinschaft (cri de guerre, battle cry) kam von Frankreich her Ende des 14. Jh. der Brauch auf, das entsprechende Motto auf einem Spruchband unter, selten über dem Wappen einzutragen. Die meisten dieser Sprüche blieben auf die Person bezogen, die einen solchen gewählt hatte; es gab aber auch solche, die von den Nachkommen übernommen wurden.
Einige Beispiele:
„Ich dien“ war der Wappenspruch des bei Crécy gefallenen Königs Johann von Luxemburg gewesen, der von dem englischen Königssohn Edward of Woodstock, dem späteren Prince of Wales und seinen Nachkommen übernommen wurde.
Der Wahlspruch „Dieu et mon Droit“ („Gott und mein Recht“) führen die englischen Könige seit Heinrich V. (reg. 1413-1422) mit dem Wappen.
„Je l´ay emprins“ („ich habs gewagt“) ließ Karl der Kühne, Herzog von Burgund und Luxemburg (1443-77) auf seine Fahnensetzen.
Die kryptische Folge von Vokalen „AEIUO“, die Kaiser Friedrich III. (1415-1493) als Motto führte, gibt bis heute Anlass zu Spekulationen, etwa „Alles Erdreich ist Oesterreich untertan“ oder "Austria erit in orbe ultima"/"Österreich wird ewig sein in der Welt". (Sein eigentlicher Wahlspruch soll „Hic regit, ille tuetur“ gelautet haben, „dieses regiert, jenes schützt“, womit die Weisheit bzw. das Schwert gemeint sind.)
„Honi soit qui mal y pense“ („Schande über den, der auf unanständige Gedanken kommt“) war das Motto des ältesten und vornehmsten der englischen Ritterorden, des Hosenbandordens (Order of the Garter), der ein Strumpfband als Abzeichen führt. Der Orden wurde von König Edward III. 1344 gegründet, der das seiner Tanzpartnerin entglittene Strumpfband galant an sein eigenes Hosenbein heftete und dabei den zitierten Satz ausgerufen haben soll, um anstößigen Gedanken vorzubeugen.
„Tuitio Fidei et Obseqium Pauperum“ („Schutz dem Glauben und Hilfe den Armen“) war das Motto des Malteserordens.
Eine Version des Pariser Stadtwappens zeigt ein einmastiges Schiff und die Devise „Fluctuat nec mergitur“ (etwa „wenn auch von Wellen geschüttelt, geht sie nicht unter“); der Spruch bezieht sich auf die Altstadt von Paris, die einem Schiff vergleichbar auf einer Seine-Insel lag.
Der schwäbische Söldneranführer Werner von Urslingen (14.Jh.), der sein Unwesen in Italien trieb, trug seinen Leitspruch in silbernen Lettern auf dem Brustpanzer: "Duca Guarnieri della Gran Compagnia, nimico Dei, pietà et di misericordia" ("Herzog Werner, Herr der Großen Kompanie, Feind Gottes, des Erbarmens und des Mitleids") und charakterisierte so seine terroristische Kriegsführung.
(s.a. Devise, Spruchband)