Welfen
Welfen. Dt. Adelsgeschlecht, das seinen Namen von Graf Welf I. (gest. um 820) herleitete. Dessen eine Tochter Judith heiratete einen Sohn Karls d. Gr., nämlich Kaiser Ludwig d. Frommen, eine andere, Emma, heiratete dessen Bruder, König Ludwig d. Deutschen. 859 wurde im Kampf zwischen Karl d. Kahlen und Ludwig d. Deutschen das Welfengeschlecht auseinandergerissen in eine burgundische Linie und eine süddeutsche Linie. Während die erstere zu hohen Ehren und Ämtern aufstieg, verblieb die letztere in der Rolle reichen, aber politisch unbedeutenden Landadels in Oberschwaben und den Randzonen der Voralpen. Erst unter dem Welfen Heinrich, der von König Konrad I. Lehen nahm, wurde das Geschlecht wieder hoffähig. Mit Welf III. starb 1055 die Dynastie in männlicher Linie aus. Dessen Schwestersohn Welf IV. (um 1030 –1101, Sohn des lombardischen Markgrafen Azzo von Este) wurde 1070 als Welf I. Herzog von Bayern und vererbte den Titel an seinen Sohn Welf II. (um 1073 - 1120), der siebzehnjährig die 43-jährige Markgräfin Mathilde von Tuszien heiratete und kinderlos starb. Nunmehr kam das Herzogtum Bayern an seinen Bruder Heinrich d. Schwarzen (um 1074 - 1126), der bereits einen Teil des Herzogtums Sachsen erheiratet hatte. Heinrichs Sohn Heinrich d. Stolze (um 1100 - 1139) heiratete Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III., bekam neben der bayer. Herzogswürde das gesamte Hzgtm. Sachsen und erbte kaiserl. Besitz in Braunschweig, Supplinburg und am Niederrhein; somit vereinte er fast die Hälfte des dt. Reiches in seiner Hand. Da Heinrich – entgegen der Designation seines Schwiegervaters, Lothars III. – bei der Königswahl gegen den Staufer Konrad III. unterlag, kam es zu Streitigkeiten, in deren Verlauf Heinrich geächtet wurde und seiner Herzogtümer Bayern und Sachsen verlustig ging. Heinrichs Sohn Heinrich d. Löwe (um 1130 - 1195) bekam die seinem Vater aberkannten Herzogtümer zurück, wobei Bayern um das neugegründete Hzgtm. Österreich verkleinert wurde. Er war auf Vermittlung des Rainald von Dassel in 2. Ehe mit Mathilde, der Tochter König Heinrichs II. von England, verheiratet. Heinrich d. Löwe wurde zum mächtigsten der Welfenfürsten, er förderte den Ostseehandel, betätigte sich als Städtegründer (München, Braunschweig, Schwerin u.a.m.) und war eifrig um die Kolonisation des Ostens bemüht (Wendenkreuzzug). Seine Machtfülle musste zu Konflikten mit seinem Vetter Kaiser Friedrich I. Barbarossa führen, der eine Mannschaftsverweigerung Heinrichs zum Anlass nahm, ihn zu bannen und seine Herzogtümer anderweitig zu vergeben (1180). Zwar erlangte er Versöhnung, doch wurde er nur in seinem Familienbesitz in Braunschweig-Lüneburg bestätigt, der zum Hzgtm. erhoben wurde. Heinrichs Sohn Otto (1177 - 1218) wurde als Otto IV. Dt. König und Kaiser. Er wurde wegen seiner antiröm. Italienpolitik exkommuniziert und verlor die Herrschaft durch seine Niederlage an der Seite der Engländer in der Schlacht bei Bouvines (1214) an seinen Rivalen Friedrich II. von Hohenstaufen.