Wiege

Aus Mittelalter-Lexikon
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Wiege (mhd. wige, wigelin = eigtl. das sich Bewegende; lat. cunae, cunabula). Schon vor der Zeitenwende und in allen Gesellschaftsschichten war eine kleine, in hin und her schaukelnde Bewegung zu versetzende Bettstatt für Säuglinge und Kleinkinder wegen ihrer beruhigenden, einschläfernden Wirkung in allen Haushalten in Gebrauch. Neben ihrer schlaffördernden hatte sie auch eine schützende, wommöglich lebensrettende Funktion: im Erwachsenenbett schlafende Kleinkinder waren in Gefahr, von einem Elternteil bzw. von einer Amme erdrückt zu werden. Durch zeitgenössische Abbildungen (vom 11. Jh. an) und literarische Zeugnisse ist die Wiege vielfach belegt. Aus Bildern weiß man auch, dass Babies gegen Lageveränderungen und Herausfallen mit Bändern (mlat. cunarum vincula = Wiegefessel) in der Wiege festgebunden waren.
Der Form nach kannte man aus Brettern geschreinerte Wiegen auf Rollen, hängende Wiegen und solche auf Kufen. Bei armen Leuten dienten Flechtkörbe oder Holzzuber als Wiegenbett.
In einer Hospitalordnung von 1181 ist verfügt, dass Kinderwiegen bereitgehalten werden sollten für die Säuglinge von Pilgerinnen, die im Haus geboren worden waren.
Den Zeitpunkt, von der Wiege in ein Bettchen oder Bett umzuziehen, markierte das Vermögen des Kindes, sich hochzuziehen und zu sitzen, und dürfte je nach Förderung der Körperbeherrschung des Kleinkinds bei 6 - 9 Monaten gelegen haben.
Eine feststehende Redewendung, die belegt, dass Babies und Wiege zusammen gedacht worden sind, war: „als er noch ein Säugling in der Wiege war“.
(s. Säuglinge)