Ziegler

Aus Mittelalter-Lexikon
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Ziegler (mhd. ziegeler, ziegelbecker; mhd. tegulator, tegularius, v. lat. tegula, zu tegere = bedecken; auch: latrifex, laterarius oder laterator, von later = Backstein.) Ziegelsteine, Bodenplatten und Dachziegeln wurden bis zum Ende des 12. Jh. von klösterlichen Eigenleuten und von Laienbrüdern (fratres laici, conversi) hergestellt („Klosterziegeln“), danach von berufsmäßigen weltlichen Zieglern. Diese bildeten kein selbstständiges, zunftfähiges Handwerk – kannten also weder Meister noch Lehrlinge oder Gesellen – sondern arbeiteten im bäuerlichen Nebenerwerb oder als Tagelöhner (Ziegelknecht, mlat. famulus ad tegularium). Nur ausnahmsweise schlossen sich Ziegler dem Maurerhandwerk an. Ziegler betätigten sich als Tongräber, Tontreter, Ziegelstreicher und Ziegelbrenner. Gute Ziegelstreicher brachten es während einer 12-Stundenschicht auf bis zu 1.500 Ziegelrohlingen. Außer Backsteinen (ziegelstein) und Dachziegeln (dachstein) fertigten sie auch Bodenfließen, Wasser- und Kanalisationsrohre. (s. Ziegelherstellung)
Die Zieglerei war ein Sommergeschäft: das Zieglerjahr währte vom 19. März (Josefstag) bis zum 16. Oktober (Gallustag). Mancherorts wurden die Ziegler den ®unehrlichen Leuten zugerechnet – sei es, dass ihr Material der "nidere" Lehm war, oder dass ihre Arbeitsstätte der Brandgefahr wegen im verdächtigen Abseits außerhalb der Stadtmauern gelegen war.