Ziest
Ziest, Aufrechter Ziest, Gerader Z., Straffer Z. (Lehnwort aus dem Slaw., sorbisch čist, tschech, čistec; botan. Stachys recta; veraltet: Herba Sideritis, weil es für das Eisenkraut (Sideritis) des Diuskurides gehalten wurde; volkstüml. Beschrei-, Ruf-, Glied-, Bad-, Wundkraut u.a.m.). In Süd- und Mitteleuropa sowie in Kleinasien verbreitete mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler, mit kräftigem Stängel, ährigem weißen oder gelben Blütenstand und lanzettförmigen, gegenständigen Blättern. Inhaltsstoffe des Krautes sind: Terpene, Gerbstoffe, ätherische Öle, Schleimstoffe, Flavonoide, Kieselsäure. Blüte- und Sammelzeit Juni bis Oktober.
In der röm. Antike war das Kraut von Gladiatoren als Heilmittel bei Hieb- und Stichwunden durch eiserne Waffen genutzt worden. Auch sollte es stark machen und Schmerzen vertreiben.
In der ma. Pflanzenheilkunde wird der Ziest nicht erwähnt, möglicherweise wurde er für ein Abart der ®Betonie gehalten.
In der von Aberglauben durchsetzten Volksmedizin galten Gliederschmerzen, Gicht, Rheuma und Lähmungen als durch den Bösen Blick, durch Behexung, Beschreien oder durch dämonische Kräfte verursacht, und gegen diese suchte man Schutz bei dem Zauberkraut, indem man es in Form von Bädern, Waschungen, Einreibungen und Räucherungen gebrauchte. Es wurde als Apotropäum unter der Türschwelle vergraben oder in einer Kleidertasche mitgeführt.