Altar

Aus Mittelalter-Lexikon
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Altar (mhd. altaro, ahd. altari; v. lat. alta ara = hoher Altar, Aufsatz auf dem Opfertisch). In der Antike unterschied man den Opferaltar (altare) von dem kleineren Tisch (ara) für minder bedeutende kultische Handlungen. Dieser Tisch ging in den christl. Gottesdienst ein und machte eine Wandlung vom Tischaltar (lat. mensa, entsprechend dem Abendmahlstisch) zum Kasten- und Blockaltar durch, in dessen massiven Unterbau (stipes) sich ein Hohlraum (sepulcrum) zur Aufnahme von Reliquien befand. Diese Form eines Reliqienaltars war seit der Karolingerzeit gebräuchlich und führte beim Anwachsen des Reliquienschatzes größerer Kirchen zur Einrichtung einer entsprechenden Vielzahl von Nebenaltären. Zur Feier der Eucharistie wurde der Altar mit schmückenden Tüchern behängt, aus denen im weiteren Verlauf das Antependium hervorging. Die Schmuckausstattung des Altars, für die man zunächst kostbare Stoffdraperien, seit der Karolingerzeit feste Tafeln – etwa aus getriebenem Goldblech – verwendete, beschränkte sich ursprünglich auf die Frontseite (Antependium, Frontale) des Unterbaus. Seit dem 11. Jh. – als eine Änderung der Messliturgie zur Folge hatte, dass der Priester nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sondern mit dem Rücken zur Gemeinde zelebrierte – wurde an der hinteren Seite des Altartisches eine künstlerisch gestaltete Rückwand (Retabel; lat. retrotabularium, retabulum = Rückwand) aufgestellt. Das roman. Retabel (12./13. Jh) war meist aus getriebenem Metall, seltener aus Stein oder Stuck und stellte zumeist den Kruzifixus, auch eine thronende madonna dar. Zu der Kreuzesdarstellung kamen bald ein Unterbau und ein Rahmen. (Schöne Beispiele von Altaraufsätzen aus dem 11./12. Jh. sind im Nationalmuseum zu Kopenhagen ausgestellt.) In der ersten Hälfte des 13. Jh. begann in Norddeutschland mit der Bemalung hölzerner Antependien und Retabeln die ®Tafelmalerei. Aus dem Retabel entwickelten sich in der dt. Gotik die aufwendigen, mehrteiligen ®Flügelaltäre (Polyptycha; meist als Triptychon), deren Bildflächen je nach Fest- oder Werktagen gestellt werden konnten. Als Basis des Flügelaltars diente ein – meist ebenfalls bemalter – Unterbau (die Altarstaffel oder Predella). Eine Retabel mit starren Tafeln und einem Rahmenwerk aus got. Architekturfomen wird Ancona (Ankone) genannt.
Eine sma. Sonderform des Flügelalatrs war die vor allem im dt. Osten verbreitete ®Schreinmadonna – eine thronende Marienfigur, deren Vorderfront zu öffnen war und deren Innenseiten Tafelbilder oder Skulpturen schmückten.
Das Bildprogramm eines Flügelaltars umfasste ganze Zyklen, meist aus der Lebens- und Leidensgeschichte des/der Heiligen, dem/der die Kirche geweiht war. In der Spätgotik tritt neben die Tafelmalerei die Altarschnitzkunst.
Je nach der Lage unterscheidet man Hochalter (Choraltar, Fronaltar der Geistlichkeit; in der Apsis), Vierungs-, Kreuz- oder Laienaltar (in Kathedralen) und Nebenaltäre (in den Kapellen des Chorumgangs, später auch in denen der Seitenschiffe); je nach Ortsgebundenheit den festen Altar (altare fixum) und den Tragaltar (altare portatile) in Form eines Tisch- oder Klappaltärchens. Der Choraltar in Kathedralen war i. d. R. von vier oder sechs Säulen umstellt, zwischen die kostbare Tücher gehängt waren. Im 12. Jh. war der Hochaltar häufig von einem an einem Seil frei schwebenden Baldachin oder von einem säulengetragenen Ciborium überdacht.