Büßerhemd

Aus Mittelalter-Lexikon
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Büßerhemd, -gewand (zu mhd. biuzen = schlagen, stoßen; mhd. sacgewant; lat. saccus cilicinus, zu cilicium = sackartiges Gewand aus kilikischen Ziegenhaaren). Als Zeichen der Trauer, Reue und Buße trugen Mönche und Eremiten, aber auch bußfertige Laien (z.B. Elisabeth von Thüringen, Kaiser Heinrich IV. {auf seinem Gang nach canossa}) unangenehm raue, kratzige Kleider aus Stoffen von Tierhaaren auf bloßem Leib. Für „härene“ Gewänder (mhd. hærin = aus Haaren bestehend) gibt Vorbilder im alttestamentlichen Trauerritual.
Auf ma. Darstellungen werden Heilige oft im Büßergewand dargestellt, einem weiten, sackartigen Umhang mit langen Ärmeln, in der Taille von einem Gürtel oder einem Strick zusammengehalten.
Als wohl mildeste Strafe der Inquisitionsgerichte konnte auf das Tragen eines Büßergewands erkannt werden.
Tilman Riemenschneider stellt in seinem Magdalenenaltar (Münnerstadt, fertiggstellt 1492, Original im Bayer. Nationalmuseum, München) die Heilige Sünderin mit einem Fell bekleidet dar – wohl eine künstlerische Umdeutung ihres härenen Büßerhemdes. (s. Filz, Sack)