Bauernspiegel
Bauernspiegel. Sonderform der ma. moralisch-didaktischen Textsorte der ®Specula. Bauernspiegel befassen sich mit der Stellung der Bauern im ma. Ständesystem; sie tadeln den Verfall bäuerlicher Sitten und Pflichterfüllung und mahnen Gehorsam und Fleiß an, damit der „sündige“ Bauer doch die ewige Seligkeit erreichen möge. Als Beispiel des Genres sei das um 1472 erschienene Werk „Von der Unterweisung der Bauern“ des westfälischen Bauernsohnes Werner Rolevinck genannt. Diese gipfelt in einem 16 Punkte umfassenden Katalog christlicher Verhaltensnormen von Gottesfürchtigkeit über demütigen Gehorsam gegenüber der Herrschaft und Ehrfurcht vor der Geistlichkeit sowie gewissenhafter Erfüllung der Abgabenpflichten bis hin zu einem häufigen Memento mori reicht. Jeder dieser 16 Punkte wird dem „einfältigen“ Bauern eingehend erläutert. Von dem "guten Bauern", der gemäß dieser Verhaltensnormen lebt und sein elendes Los geduldig trägt, unterscheidet der Autor den "schlechten Bauern", den er als widersetzlich, ungehorsam, renitent hinsichtlich Abgaben und Leistungen und bösartig gegenüber seiner Herrschaft schildert.