Bauernverspottung

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bauernverspottung. Bauer und Bäuerin erarbeiteten die Lebensgrundlage der ma. Gesellschaft, auf der sich Geistlichkeit, Adel und Bürgertum erst herausbilden und erhalten konnten. Trotzdem war sein Ansehen denkbar schlecht, fehltem ihm doch Bildung und Lebenskultur; er galt als zucht-, ehr- und schamlos, wurde im sma. Schauspiel zur Spottfigur schlechthin. Ob bei den Spielleute-Vorführungen vor adligem Publikum (Neidhartspiel) oder bei Possen- und ®Fasnachtsspielen auf städt. Bühnen – die Zuschauer amüsierten sich über den dummen, faulen, abergläubischen, hässlichen, schmutzigen und verfressenen Dörper, erfreuten sich der eigenen Überlegenheit und konnten sich, sofern sie selbst von der Obrigkeit bedrückt wurden, damit trösten, dass es dem verachteten Bauern noch viel schlechter ging. (Nicht umsonst hießen die derben Nürnberger Fastnachtspiele auch "Paurenspil"). Die gnadenlose Art, auf die im "Großen Neidhardspiel" die aufsässigen Bauern abgestraft werden, erregte zwar das Gelächter des höfischen Publikums, kann aber auch als Hinweis auf latente Ängste des Adels vor dem Aufbegehren der geschundenen Bauern gewertet werden. Spott und Hohn schlugen - besonders in der Vagantendichtung - häufig in maßlos-gehässige Verunglimpfung um. In dem Schmähgedicht des Lorenz Schaller (Nürnberg, 1460) heißt es: "Vom Land her sind sie bäurisch und vom Dorf her tölpisch; sie sind grausam und unmenschlich, sie reden eitel und mit gespaltenen Zungen. Sie sind vollgefressen wie die Kröten, sie ziehen nachts aus wie die Eulen und stehlen wie die Räuber, verspritzen Gift wie die Drachen. Man sollte die Bauern erschlagen." (Zit. nach S. Epperlein)
(s. Bauernkleidung, Bauernlob, Neidhart, Wittenwiler)