Neidhart

Aus Mittelalter-Lexikon
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Neidhart (Her Nithart, Nythardus, um 1185 - nach 1237, Beginn der Schaffenszeit etwa 1210. Die Verknüpfung seines Namens mit dem eines fiktiven Ritters oder Knappen "Nithart von Riuwental" [Neidling vom Jammertal] hat allenfalls metaphorische Berechtigung und findet sich erstmals im 15. Jh bei Eberhard von Cersne). Soziale wie geographische Herkunft sind unklar. Da er um 1210 zuerst in Bayern auftrat, könnte er bayer. Herkunft sein, vermutlich ritterbürtiger oder ministerialischer Abstammung. Kreuzzugsteilnehmer unter Kaiser Friedrich II. (1217/21). Nach dem Tod seines Gönners Herzog Ludwig I. aus dem Hause Wittelsbach verließ er Landshut und ging an den Hof Herzog Friedrichs II. von Österreich in Wien (1231). Von diesem erhielt er ein Lehen bei Melk, später in Lengenbach bei Tulln.
Von den ca. 150 unter seinem Namen überlieferten Liedern wird gegenwärtig nur etwa ein Drittel als zweifelsfrei echt angesehen. Zu jeweils einem Drittel aller bzw. der für echt gehaltenen Lieder sind tanzliedartige Melodien aufgezeichnet. Mit Neidhart endete der klassische Minnesang, der ihm nur noch als Anlass zur Parodie galt. In seinen Tanzliedern („Sommer-“ und „Winterlieder“, je nach dem ®Natureingang) treffen affektiert-höfisches Gehabe und derb-bäurische Plumpheit aufeinander, werden Minnekult und aufmüpfiges Bauerntum gleichermaßen ironisch abgewertet. Das geläufige Minnevokabular dient als Moment sozialer Verfremdung, in Verkehrung der Rollen geht das Werben von dem lüsternen Bauernmädchen aus. Seine satirische Dorfpoesie macht Neidhart zu einem der beliebtesten deutschen Dichter der Stauferzeit, er selbst fand als Figur Eingang in die Schwankdichtung und in Fasnachtsspiele des SMA. (s. Neidhartspiele)
(s. Gegensang)