Blattgold

Aus Mittelalter-Lexikon
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Blattgold (mhd. goltvel). ®Gold war durch seine Eigenschaften "weich" und "elastisch" bestens zum Ausrecken in dünnste Schichten von einigen Tausendstel mm geeignet. Derartiges Feingold benötigten Buch- und Tafelmaler, Bildhauer, Buchbinder, Schilderer, Vergolder und Goldspinnerinnen. (Letztere umgaben damit den Grundfaden [Seele] zur Weiterverarbeitung in der Seidenweberei). Hergestellt wurde es von Goldschlagern (mhd. goltslaher), die als freie Handwerker, erst vom 16. Jh. an als "geschworene" Handwerker arbeiteten. Die Lehrzeit war mit 5 bis 7 Jahren ungewöhnlich lang, Wanderzwang bestand nicht; mancherorts galt die Goldschlägerei als „gesperrtes Handwerk“, d.h. das Gesellenwandern war untersagt. Erstmals ist ein Goldschlager für Nürnberg belegt (1373). Das Handwerk wurde nur in den großen Handelsstädten ausgeübt. "Unechte Goldschlager" (Metallschlager, Tombackschläger) schlugen Blattmetall aus einer Legierung von Kupfer und Zink, aus reinem Zink oder aus englischem Zinn.
Nach einer Anweisung des ®Theophilus wurde zunächst auf einem glatten Amboss dünnes Goldblech ausgeschmiedet, das dann in gleichgroße quadratische Stücke von etwa 4 cm Kantenlänge zerschnitten wurde. Die Goldblechstücke wurden in einer ledernen "Tasche" einzeln zwischen Pergamentblätter eingelegt, die gefüllte Tasche unter beständigem Drehen mit einem Messinghammer, "der am Stiel schmal und an der Bahn breit ist", auf einem Marmor- oder Granitblock ("Goldschlagerstein") "maßvoll" ausgeschlagen. Die so erhaltenen Blätter wurden geviertelt und weiter ausgeschlagen, bis sie abermals geviertelt und fertiggeschlagen werden konnten. Die fertigen Blätter wurden mit Zangen aus Ebenholz aufgenommen und in Pergament- bzw. Papierbücher eingelegt. Der Arbeitsplatz musste wegen des minimalen Gewichts der Goldhäutchen absolut zugfrei sein, um deren Beschädigung und Verlust zu vermeiden. Später schlug man Blattgold auch zwischen Lagen von Goldschlägerhäutchen aus, die von der Schleimhaut des Rinderblinddarms oder den Embryonalhüllen größerer Säugetiere gewonnen wurden.