Gold

Aus Mittelalter-Lexikon
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Gold (mhd. golt, ahd. gold = das Gelbe, das Blanke; lat. aureum, sol, rex metallorum). Weiches, rötlich-gelbes Metall, von außerordentlicher Dehnbarkeit und Korrosionsbeständigkeit. Kommt als Seifengold vor (Waschgold aus Flüssen; s. Seifen (geolog.)) oder in gediegener Form als Berggold (in Erzgängen, meist mit Silber vergesellschaftet). Dementsprechend wurde Gold im MA. durch ®Goldwäscherei gewonnen (z.B. aus dem Rhein, aus Schwarzwald- und aus Alpenflüssen) oder bergmännisch abgebaut (seit dem 13. Jh.; v.a. in Westfalen ["Eisenberg" bei Korbach], am hessischen Goldberg [südl. Kassel], in Tirol [Tassul im Nons-Tal], im Fichtelgebirge [Goldkronach], in Schlesien [Reichenstein, Goldberg], im Harz [Goslar] in Böhmen [Kuttenberg], im Salzburgischen, in Niederungarn [Kremnitz] und im Siebenbürger Erzgebirge). Insgesamt war die Goldgewinnung in Europa nicht sehr ergiebig. Der Goldmarkt speiste sich zum großen Teil aus geprägten Münzen älterer Bestände. Im SMA. waren die europäischen Goldlager weitgehend erschöpft. Gold wurde nun durch italienische, spanische, portugiesische und französische Händler aus Afrika (Hauptumschlagsplatz Timbuktu) eingeführt.
Wie im Altertum wurde Gold im MA. wegen seiner ans Überirdische grenzenden Eigenschaften zu hochwertigen Kultgeräten und Schmuckstücken, sowie – in geringem Umfang – zu Geldmünzen verarbeitet. Da es in reiner Form zu wenig Härte aufweist, wurde es vor der Verarbeitung mit Kupfer oder Silber legiert. Der Maßstab für den Feingehalt war seit dem 11. Jh. die Kölnische Mark, auf die 24 Karat zu je 12 Gran gingen. Feingold (Gold ohne jegliche Beimengung) war demnach 24karätig. Kommen bei einer Legierung 2 Karat Beimengung hinzu, so ist das Gold 22karätig. Der Feingehalt wurde mit der unter Silber beschriebenen Strichprobe festgestellt, deren Aussagekraft durch Zugabe von Salpetersäure oder Scheidewasser erhöht wurde. Der Wert des Goldes betrug mit Schwankungen etwa das Elffache des Silberwertes. Goldtinte (s. Tinte) fand in der Schreibkunst, ®Blattgold in der Buch- und Tafelmalerei Verwendung. Zum Vergolden bediente man sich der Methode des Feuervergoldens: Gold wurde in Quecksilber zu einer breiartigen Masse (s. Amalgam) gelöst und in dünner Schicht auf das Silber aufgetragen. Erhitzen über dem Feuer ließ das Quecksilber verdampfen, während sich das Gold fest mit der Oberfläche verband.
Außer als Material für Goldschmiedekunst, Münzen, Blattgold und Goldtinte war Gold im MA. geschätzt als Stärkungs- und Heilmittel der Volksmedizin (gegen Gelbsucht, Gicht, Aussatz, Pest u.a.m.) sowie als Abwehrmittel (in Form von Münzen, Amuletten oder Ringen) gegen den Bösen Blick und anderen Schadenszauber. Es beflügelte die Phantasie der Schatzsucher, Märchenerzähler und Goldmacher – war es doch schon von seiner Seltenheit her von weit größerem Wert als alle anderen Metalle, strahlte sonnengleich und gleichsam von Innen heraus, war der Baustoff des himmlischen Jerusalem (Offenbarung Johanni) und verkörperte durch den immerwährenden Glanz ewige Jugend, Reichtum und Glück.
Hildegard von Bingen schreibt (im IX. Buch der "Physica" unter De metallis, Kap. I): "Das Gold ist warm und es besitzt eine der Sonne vergleichbare Eigentümlichkeitund es ist gewissermaßen von der Luft". Zu Pulver gemahlenes reines Gold in einer Knetmasse aus Weizenmehl und Wasser, zu Törtchen gebacken und an drei aufeinanderfolgenden Tagen verzehrt "vertreibt die Gicht ... , dem Gesunden dient es als vorbeugende Maßnahme gegen das Leiden." Von der gleichen Wirkung sei ein warmer Trunk mit Goldpulver versetzten Weines (Aurum potabile). Den Goldtrunk verordnet sie auch gegen "Fieber in der Magengegend". Gegen Hörschwäche empfiehlt sie die Applikation des vorgenannten Goldteiges im Gehörgang. "Und wenn sich irgendwo an deinem Körper eine Geschwulst bildet, dann erwärme Gold an der Sonne und streiche damit über jene Geschwulst, und diese wird verschwinden".
(s. Alchemie, Goldgrund, Goldmünzen ®Geld, Goldschmiedekunst, Gold- und Silberschmied, Metallurgie [Queckgold], Gold-Silber-Scheidung, Goldwäscherei)