Düngung

Aus Mittelalter-Lexikon
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Düngung (v. mhd. tunge ahd. tunga = Mist, Dung. Ursprünglich stand das Wort für unterirdische, gegen die Winterkälte mit Mist bedeckte Vorrats- oder Arbeitskammern; mhd. auch mistunge). Die Versorgung des Bodens mit Pflanzennährstoffen (Kohlenstoff, Stickstoff, Mineralstoffen) wurde schon im FMA. praktiziert und wurde umso wichtiger, je intensiver man den Boden nutzte. Außer mit Exkrementen von Menschen und Tieren (Pferde-, Rinder-, Schafs-, Geflügeldung) düngte man mit Humus (aus kompostiertem Laub, Moos, Reisig), mit Mergel (einem Sedimentgemenge aus Kalk und Ton), Kalk, Torf oder Tang und mit der Asche von verbranntem Stroh oder Strauchwerk. Albertus Magnus beschreibt in „De vegetabilibus“ die Düngung mit Viehdung, Humus und Mergel. (Mergel war als alleiniges Düngemittel zumeist untauglich, das er außer Kalk keine Bodennährstoffe enthält und die Böden unfruchtbar macht. Von daher rührt der Ausdruck "ausgemergelt" für kraftlos, abgemagert.)
Das Korn wurde hoch am Halm geschnitten, die langen Stoppeln wurden untergepflügt, nachdem sie angerottet waren. Auch Stroh, das auf Straßen und Wegen zur Schmutzbindung ausgebreitet worden war, verrottete zum Kompost und wurde auf die Felder gebracht. In manchen Pachtverträgen des FMA. wurde der Hufenbauer verpflichtet, Salland zu düngen.
Außer seiner Bedeutung für die Fruchtbarkeit der Felder wurden dem Dünger auch magische Qualitäten zugesprochen. Ein Dunghaufen symbolisierte ähnlich dem Herdfeuer das ganze Hauswesen. Als Heilmittel gegen die Pest bestreute man die Straßen mit Mist, damit er die Giftstoffe anziehe und unschädlich mache. Schwellungen und Abszesse behandelte man mit Umschlägen aus einer Mischung von Lehm und Kot von Kühen, Schweinen oder Menschen. Gegen Kolik schluckte man Hühner- oder Menschenkot, weißer Hundekot (Knochenkot) half gegen Schwindsucht, Gicht und Geschwüre.
Die Düngung (mhd. mistunge) sollte bei zunehmendem Mond auf dem Acker ausgebracht werden, damit sie, zusammen mit dem zunehmenden Mondlicht, die Saat aufwärts treibe. Als besonders günstiger Zeitpunkt zum Düngen galt der erste Freitag des Neumonds. An bestimmten Tagen galt das Düngen als sündhaft, so am Aschermittwoch, Karfreitag, an den Ostertagen, am walpurgisabend und an den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr.
(s.Mist, Plaggendüngung s. Einfeldwirtschaft)