Dietrich von Freiberg
Dietrich von Freiberg (Theodoricus Teutonicus de Vriberg; um 1250 - um 1320). Gelehrter Dominikaner, war schon mit 20 Jahren Lektor (Dozent) im Dominikanerkloster Freiberg in Sachsen. Von seinem Ordensoberen ®Ulrich von Straßburg wurde er um 1272 zur Weiterbildung nach Paris geschickt, wo er wahrscheinlich bis 1277 blieb. Von 1280 an war Dietrich Lesemeister am Dominikanerkonvent zu Trier. Dort entstand in der ersten Hälfte der achtziger Jahre seine Schrift "De origine rerum praedicamentalium" (Über den Ursprung der kategorial bestimmten Wirklichkeit), in der er feststellt, dass der menschliche Intellekt – das Denken – auch die kategorial bestimmte Realität konstituiere, dass die Definierbarkeit der Welt auf den menschlichen Intellekt zurückzuführen sei. Über diese Frage kam es, wie über einige andere auch, zu Auseinandersetzungen mit den Lehrmeinungen der Thomisten, die den tätigen Intellekt als etwas der Seele anhaftendes, nicht wie Dietrich als den wesentlichen Grund der Seele und Urbild alles Seienden (exemplar totius entis) betrachteten. In "De intellectu" setzt Dietrich Intellekt und Kosmos in Beziehung: Gott (das Eine), der Intellekt (als Gesamtheit der Einzelintelligenzen), Seelen und Körper bilden die vier kosmischen Hierarchien. Mit der Annahme dieser vier Seinsstufen verbindet Dietrich die Gedanken von Emanation (dem Hervorgehen der Dinge aus dem Einen), die er als Schöpfung deutet, und von Reversio, der Rückkehr der Dinge zum Einen.
1293 wurde Dietrich zum Ordensoberen der dt. Dominikaner gewählt. 1296 ging er nach Paris zurück. Dietrichs fruchtbarste Zeit dürfte zwischen 1297 und 1310 gelegen haben, als er Magister actu regens der Pariser Universität war. In diese Periode fallen auch viele naturkundliche Arbeiten wie etwa "De iride" (Über den Regenbogen), welche ihn als scharfsinnigen Naturwissenschaftler ausweisen, der das Experiment über die Autorität auch eines Aristoteles stellt. 1310 wurde Dietrich als Vikar der oberdt. Ordensprovinz Teutonia aus Paris abberufen.
Aus Dietrichs Feder stammen zahlreiche Schriften zu Optik, Naturphilosophie, Logik, Erkenntnistheorie, Psychologie, Metaphysik und Theologie. Seinen Zeitgenossen war er auch als wortgewaltiger mystischer Prediger bekannt; von den Predigttexten ist keiner erhalten geblieben.
Aufgrund seiner am Neuplatonismus (Proklos, Augustinus) orientierten Lehre übte er starken Einfluss auf die deutsche Mystik aus.