Drache
Drache (mhd. tracke, trache, drache, trachentier; ahd. trahho; v. lat. draco = Schlange. Auch slange, hellewurm, helletracke, tievels bote, tievels trut). Im 3./4. Jh. wurde das angsteinflößende Mischwesen aus der grch.-röm. Mythologie und aus biblischen Berichten (Dan. 14,23, Hiob 41,1 ff, Apk. 12,3.7.9; 13,2.11; 20,2 usf.) in die Märchen- und Sagenwelt der Germanen und in die christl. Legendenwelt übernommen (Siegfried-, Beowulf und Tristan-Sage, Drachenboot der Wikinger, bzw. St. Michaels-, St. Georgs-, St. Godehards-, St. Mang- und St. Martha-Legende). Das ®Ungeheuer, erst als Kriechtier, später als Flug- oder Wasserdrache gedacht, wurde als Archetypus des Bösen zu einem der eindrucksvollsten Dämonenwesen des ma. Volksglaubens. Zu der ursprünglichen german. Vorstellung vom monströsen, schuppigen Schlangenwurm (linttrache, lintwurm) gesellten sich neue Merkmale wie klauenbewehrte Füße, Krokodilsschwanz, feuerspeiender Rachen ("fyr draca" im Beowulf), Mehrköpfigkeit und – meist häutige, fledermausartige – Flügel. Den Drachen zu besiegen, ihm die Jungfrau oder den Schatz zu entreißen, eine Stadt oder ein Land aus seiner Macht zu befreien, brachte dem Helden höchsten Ruhm und Gewinn. Außer in mündlichen und schriftlichen Überlieferungen findet er Niederschlag in vielen Illustrationen, in der Kathedral- und Schnitzkunst. In der Heraldik kam der Drache, als redendes Bild die Wenden verkörpernd, vor allem im Ostseeraum vor. Der Drachenglauben beschäftigte auch die ma. Theologen, fand seinen Niederschlag in Heiligenlegenden, beschäftigte Konzilien und geistl. Wissenschaft. (Hildegard v. Bingen: „Draco hominem fortissime odit atque velut quandam naturam et diabolicas artes in se habet; ...“ - Konrad von Megenberg: „Draco ist der groesten tier ainz, daz diu werlt hat ... er wont daz merer tail in holen pergen. ... sein stimm und sein geschrai erschrecket die läut. sein gesicht ist so grausam den läuten ... daz si etswenn da von sterbent...“)
Der ma. Drachenglaube hatte seine Ursprünge in überkommenen Märchen und Sagen, in biblischen Drachenmythen, in der Offenbarung Johanni (wo der Erzengel Michael den Satan in Gestalt eines siebenköpfigen Drachens tötet), in Mythen der griechischen und der römischen Antike (Typhon, Hydra, Python), in Heiligenlegenden (in der Legenda aurea sind 30 Drachenheilige genannt), sowie in der Fehldeutung von Knochenfunden rezenter und urzeitlicher Tiere. Außer in mündlichen und schriftlichen Überlieferungen findet er Niederschlag in vielen ma. Illustrationen, in der Kathedral- und Schnitzkunst.
(s. Bauplastik, Behemoth und Leviathan, St. Georg {®Heilige}, Nibelungenlied)