Enzyklopädie

Aus Mittelalter-Lexikon
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Enzyklopädie (mlat. encyclopaedia, von grch. enkyklios = wiederkehrend und paideia = Lehre, also Bildungskreis, Universalwissen). Die ma. Enzyklopädien waren zwar nach dem Muster antiker Kompilationen universalen Wissens angelegt, entstanden jedoch grundsätzlich mit der Zielsetzung, die in der Glaubenslehre enthaltene allumfassende Wahrheit mit der Vernunft zu durchdringen und auf Zahlen, Farben, Länder, Personen, Tiere, Gegenstände oder Ereignisse der Gegenwartswelt zu beziehen. Unumstößliche Autorität kam dabei der Heilige Schrift zu sowie den Kirchenvätern und Kirchenlehrern. Das Wissen der Zeit, das über das von der Antike übernommene kaum hinausging, wurde in Kompendien (Enzyklopädien, Etymologien) zusammengestellt, wobei unterschiedslos Realitäten und Phantastereien, Selbsterkanntes und vom Hörensagen Angenommenes nebeneinandergestellt und in vielen Fällen moralisierend kommentiert wurde. Der Stoff wurde zwar in Kapitel gegliedert, deren Anordnung blieb jedoch unsystematisch, der schieren Willkür überlassen. (Bei Isidor von Sevilla beispielsweise ist das Kapitel über Tiere folgendermaßen gegliedert: "Bestien, kleine Tiere, Schlangen, Würmer, Fische, Vögel und kleine Tiere mit Flügeln".) Die ®Enzyklopädiker bauten auf früheren Werken auf und gaben ihrem eigenen Werk durch Berufung auf anerkannte Kapazitäten erhöhte Bedeutung und Glaubhaftigkeit. Die enzyklopädische Bildung wurde als Voraussetzung für die Philosophie, letztlich als Möglichkeit zur Erkenntnis Gottes angesehen. "Zielpublikum waren vor allem die Prediger, denen neben einer Beschreibung der gottgeschaffenen Welt auch deren allegorische Sinndeutung nähergebracht werden sollte." (Zit. Michael Martin)
(s. Enzyklopädiker)