Enzyklopädiker

Aus Mittelalter-Lexikon
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Enzyklopädiker werden Autoren großer, umfassender Wissenskompendien (s. Enzyklopädien) genannt. Das MA brachte viele Enzyklopädiker hervor; einige der bedeutendsten waren: Isidor von Sevilla (Isidor Hispalensis; um 560-636, hl.; Ehrentitel: "Letzter Kirchenvater des Westens"). Sein auf Plinius ("naturalis historia") fußendes "Etymologarium sive originum libri viginti" (auch "Etymologiae") war maßstabsetzend für alle späteren Enzyklopädien. Die Schrift akkumuliert ohne erkennbares System neben der antiken Wissenstradition der Artes liberales auch Naturwissenschaften, Kirchenlehren, Magie, Handwerk, Kunst, Sprachen, sonderbare Wörter, Bauwerke, Spiele, Kriege, Landwirtschaft u.a.m. und war bis ins SMA ein Standardwerk.
Beda Venerabilis (673-735) gründete seine kosmographische Sammlung "De Natura Rerum" auf klassischen Autoren und der "Etymologiae" Isidors. Die Schrift hatte große Bedeutung für Naturlehre, Kosmographie, Metereologie und Geographie des MA.
Alkuin (730-804). Kompilator, Verfasser von Büchern für den Schulgebrauch. Die christl. Theologie fasst er in seinen "De fide sanctae et individuae trinitatis libri tres" zusammen.
Hrabanus Maurus (um 776-856) stellt sein universelles Wissen in der Enzyklopädie "De Universo" zusammen, die ebenfalls auf der "Etymologiae" basiert.
Theophilus (um 1100) weicht mit seiner "Schedula diversarum artium" insofern vom Konzept der Enzyklopädie ab, als er er einen Ausschnitt der erfassten Welt zum Thema macht. Damit wendet er sich dem pragmatischen Fachbuch zu. Sein Ziel ist die Wissensvermittlung über die Kunst des Handwerks.
Lambertus von St. Omer (Flandern; um 1120) hat mit seinem "Liber floridus" ein enzyklopädisches Werk hinterlassen, das die Welt mit Hilfe der ®Pflanzensymbolik beschreibt. Die Schrift ist wichtig für die Deutung von ma. Pflanzensymbolen und zur Deutung spätroman. Pflanzenornamentik in Plastik und Malerei.
Hugo von St. Victor (gest. 1141) war der Verfasser des "Didascalicon", einer Klassifizierung des Wissens in drei Kategorien: das theoretische Wissen, das angewandte Wissen und die "außerordentlichen Wissenschaften".
Honorius Augustodunensis („Solitarius“; ca. 1080 – 1137), vielseitiger Kompilator, dessen enzyklopädisches Werk „Elucidarius“ europaweit in Volkssprachen übersetzt und bis zum Ende des MA. immer wieder abgeschrieben wurde.
Alexander Neckham (A. de Sancto Albano, 1157-1217), englischer Gelehrter und Augustinerchorherr, Verfasser von „Corrogationes novi Promethei“, „De naturis rerum“, „De laudibus divinae sapientiae“ und „De nominibus utensilium“.
Arnoldus Saxo (Arnold von Sachsen, gest. vor 1250) erarbeitete um 1230 basierend auf antiken und fma. Quellen die Enzyklopädie "De finibus rerum naturalium".
Bartholomaeus Anglicus (ca. 1180-1275), Lehrer in Magdeburg, Urheber der "De proprietatibus rerum", einer weit verbreiteten Enzyklopädie, in der ein universeller Zusammenhang zwischen irdischen Erscheinungen und den Bewegungen der Himmelskörper hergestellt wird.
Vincent von Beauvais (Vincentius Bellovacensis, vor 1200 - um 1264) Dominikaner, Philosoph und Polyhistor, Freund König Ludwigs IX. von Frankreich, verfasste ein "Speculum maius" mit einem naturwissenschaftlichen, einem doktrinalen und einem geschichtlichen Teil; es umschließt in achtzig Büchern mehrere tausend Kapitel. Zusammen mit einem von unbekannter Hand hinzugefügten vierten, moralischen Teil stellt das nunmehr vierbändige Werk (Speculum quadruplex) einen Querschnitt durch das gesamte zeitgenössische Wissen dar.
Thomas von Chantimpre (ca. 1210-70), gelehrter Dominikaner aus Brabant, legte sein Wissen über Botanik und Zoologie in "Liber de natura rerum" nieder.
Thomas von Aquin (um 1225-74, hl.) hinterließ seine "Summa Theologiae" unvollendet. Ein Jahr vor seinem Tod bricht er die Arbeit an seinem Hauptwerk, wahrscheinlich unter dem Eindruck eines Offenbarungserlebnisses, unvermittelt ab.
Roger Bacon (um 1219-92) stellte sein Wissen über Grammatik, Logik, Geographie, Astrologie, Alchemie, Medizin, Metaphysik, Moral und Optik in einer Kurzfassung des geplanten Hauptwerks ("Scriptum principale"), dem "Opus Maius" zusammen, das er durch die Kurzfassungen "Opus Minus" und "Opus Tertium" ergänzte.
Heinrich von Herford (um 1300-70), verfasste eine Weltchronik ("Liber de rebus et temporibus memorabilibus sive Chronicon") und einen wissenschaftl. Frage/Antwort-Katalog ("Catena aurea encium vel problematum series").
Konrad von Megenberg (um 1309-74) vollendete um 1350 die erste enzyklopädische Abhandlung zur Natur in deutscher Sprache, das "puoch von den natürleichen dingen" ("Buch der Natur"). Der Titel verweist auf die Benutzung des "Liber de natura rerum" des Thomas von Chantimpre als Vorlage.