Fluss

Aus Mittelalter-Lexikon
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Fluss (mhd. vluz = das Fließende; lat. fluor, fluxus). Mittelalterliche Ärzte dachten sich – in Ahnlehnung an Kapazitäten der Antike – manche Krankheiten als durch hin- und herziehende Säfteströme verursacht. Speziell das Gehirn wurde schon von Hippokrates als Sitz kalter und schleimiger Feuchte bezeichnet. Hildegard v. Bingen folgt ihm darin, wenn sie schreibt: „cerebrum est humiditas totius corporis, quem-ad-modum ros omnia humectat“ (Das Haupt enthält die Feuchtigkeit des Körpers, und von da stammen die nassen Flüsse“). Dies äußert sich beispielhaft in dem wässrig-schleimigen Sekret, das durch die Nase abfließt. Als Komplikation kann sich der Fluss auf innere Organe, besonders auf Lunge, Magen, Leber, Darm oder Gebärmutter ("weißer Fluss"), auf Augen und Ohren oder auf das Blut schlagen. Zur Austreibung übler Flüsse kannte man - neben Zauber- und Segensprüchen - Anwendungen wie Schwitzen, Laxieren und Aderlassen.
(s. Säftelehre)