Franz von Assisi

Aus Mittelalter-Lexikon
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Franz von Assisi. (Franciscus Assisiensis, 1181 - 1226, hl. 1228). Franziskus wurde als Sohn eines reichen Kaufmanns in der mittelitalienischen Stadt Assisi geboren, hieß eigentlich Giovanni Bernardone und wurde Franzesco ("Franzose") gerufen. Er sollte Kaufmann werden wie sein Vater, wurde aber durch ein Kriegserlebnis 1202 aus der Bahn geworfen. Er verkaufte alles, was er hatte, vermachte den Erlös den Armen, um in der Nachfolge Jesu der Welt zu entsagen. Anlässlich einer Pilgerfahrt nach Rom (1208) fasste er den Entschluss, als unbehauster Laie zu predigen, Kranke und Aussätzige zu pflegen und seinen Mitmenschen zu dienen. Bald scharten sich Gleichgesinnte in loser Gemeinschaft um ihn – Franz selbst dachte anfänglich nicht an die Gründung eines Ordens. Als die Kurie jedoch auf ordensmäßiger Verfassung der Brüdergemeinschaft bestand, kam es zur Einrichtung eines Bettelordens, der 1209 von Papst Innocenz III. bestätigt wurde. Um ihre Demut zu betonen, nannten sich die Brüder "fratres minores", "Minoriten" (Minderbrüder, s. Franziskaner). Als Wanderprediger und Krankenpfleger durchzogen sie ganz Europa und gründeten Ordensfilialen. Um 1300 dürften sich dem Orden 30. – 40.000 Mitglieder zugezählt haben.
Franziskus selbst zog sich 1219, da er sich für Organisation und Leitung des Ordens nicht ausreichend befähigt hielt, wohl auch, weil ihm die starren Ordensregeln nicht wesensgemäß waren, als Eremit in die Berge bei Arezzo zurück. Dort widerfuhr ihm als erstem die ®Stigmatisation, die Erscheinung der Wundmale Jesu am eigenen Leib. 1226 starb er, fast erblindet und nach schwerer Krankheit. Anstatt, wie er gewünscht hatte, anonym beerdigt zu werden, fand er seine letzte Ruhestätte in der Unterkirche von Assisi.
Schon zu Lebzeiten galt Franziskus wegen seiner Gläubigkeit, Demut, Bescheidenheit und wegen seiner Liebe zum Mitmenschen und zur gesamten Schöpfung im Volk weithin als Heiliger ("lo Poverello"). Besonders sein Gefühl des unmittelbaren Verbundenseins mit der Schöpfung, das ihn über den Anthropozentrismus seiner Zeit erhebt, macht die unverwechselbare Eigenart seiner Persönlichkeit aus. Er fühlte sich im Einklang mit Sonne und Wind, Wasser und Erde und mit aller Kreatur. Er nannte die Tiere seine Geschwister, befreite Tauben, gewann das Zutrauen des wilden Wolfes von Gubbio und predigte Fischen und Vögeln. Seine größte Zuneigung gilt aber den Lämmern, in denen er die Demut des Herrn Jesus Christus verkörpert sah. (Zitat: "Gott wünscht, dass wir den Tieren beistehen, wenn sie der Hilfe bedürfen. Ein jedes Wesen in Bedrängnis hat gleiches Recht auf Schutz. Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleich gestellte Werke des allmächtigen Schöpfers - unsere Brüder." Es ist nicht einzusehen, dass er selbst - wie behauptet wird - von geschlachteten Tieren gegessen haben soll.)
"Was ihn jedoch vor allen Heiligen auszeichnet, ist sein elementares Glücklichsein, seine allumfassende Liebe und seine dichterische Begabung." (Bertrand Russell). Die Gelehrsamkeit und die Überheblichkeit der Gelehrten seiner Zeit hat Franziskus verabscheut.
1228 wurde er von Papst Gregor IX., offiziell heilig gesprochen. Außer seinem Testament, Briefen und Predigten ist sein in altitalienischer Sprache geschriebener "Sonnengesang" (s Il cantico di frate Sole) erhalten geblieben.
Der Franziskaner Thomas von Celano verfasste im Auftrag von Papst Gregor IX. 1228/29 die erste Lebensbeschreibung von Franziskus (Vita prima S. Francisci) und die 1246/47 im Auftrag des Ordens geschriebene Vita secunda S. Francisci, sowie sein 1250 bis 1252 niedergeschriebener Bericht über die von Franziskus bewirkten Wunder, den Tractatus de miraculis S. Francisci.