Frutolf von Michelsberg

Aus Mittelalter-Lexikon
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Frutolf von Michelsberg (gest. 1103), Magister, wohl auch Prior des Bamberger Klosters Michelsberg, wo er sich besonders um die Bestände der Bibliothek verdient machte. Als Naturwissenschaftler und Historiker verfasste er Werke über Musik, Astronomie und Mathematik sowie eine Weltchronik von der Schöpfung bis zum Jahr 1101, der von Heinrich IV. Objektivität bescheinigt wurde. Die Weltchronik (Chronicon universale) zeichnet sich durch eine ungewöhnlich große Zahl von Quellen aus und durch ein deutliches Bemühen um Formgebung. Sie enthält u.a. eine eindrucksvolle Beschreibung des ersten Kreuzzuges anhand von kritisch verwertetem Quellenmaterial. Sie wurde von ®Ekkehard von Aura überarbeitet und fortgeführt, weshalb dieser vielfach als ihr Autor angesehen wurde.
Sein musiktheoretisches Werk „Breviarium de musica“ gründet auf Schriften von Boethius („De institutione musica“), von Bern v. Reichenau („Prologus in tonarium“) und auf Traktaten des Herimannus Contractus. Die 13 Kapitel des „Breviarium“ umfassen: von der Erfindung und Ordnung der Saiten; von der Erforschung des Monochords; von den Proportionen; von der Erfindung der Harmonien; von den Arten der Harmonien; über Tetrachorde; von den Tonarten (modis); über zeitgemäße Singweisen; über Intervalle; über Abmessungen des Monochords; über Chromatik und Enharmonik. Zusätze befassen sich mit den Namen der Neumen, mit den Maßen von Orgelpfeifen und mit der Stimmung von Glockenspielen. (Die Handschrift befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek, München.)