Gabriel von Liebenstein

Aus Mittelalter-Lexikon
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Gabriel von Liebenstein (G. von Lebenstain, vom Lobnstein; „magister gabriell de liebenstain doctor in medicina et magister parisiensis“;14. Jh.) Gabriel wird in einer seiner Schriften als "maister der ercznei vnd ein lerer der heilgen geschrifft" bezeichnet, war also Arzt und Geistlicher. Er verfasste um 1400 – als erstes seiner Gattung – das Traktat „Von den wassern die man prennt aus den creuttern vnd aus den plumen“. Die Schrift in bairischer Mundart fand weite Verbreitung und ist in vielen Handschriften überliefert, darunter auch lateinische und eine tschechische. Darin schildert er Krankheiten (unter besonderer Berücksichtigung der Frauenleiden und der Kosmetik) und beschreibt alkoholische Auszüge aus 34 Heilpflanzen. Theoretisch steht er auf dem Boden der Schulmedizin, nur gelegentlich nimmt er Zauberei oder Dämonenwerk als Krankheitsursache an. Als erster hat Gabriel die günstige Wirkung von Maiglöckchen-Auszügen (Convallaria majalis; enthält Herzglykoside) erkannt und therapeutisch genutzt. Seine Lehren verbreiteten sich vom bairischen Sprachgebiet her, erschienen auch in einer tschechischen Bearbeitung und blieben bis in die Neuzeit wirksam.
(s. Maiglöckchen)