Gesundbeten

Aus Mittelalter-Lexikon
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Gesundbeten. Praktik sowohl des Kirchen- wie des Aberglaubens, durch Anrufung höherer Mächte – Gottes, der Heiligen, bestimmter Dämonen – für Mensch oder Tier Heilung herbeizubitten oder herbeizuzwingen. Zugrunde lag die allgemeine Gewissheit, dass Gebrechen und Krankheiten entweder durch die strafende Gerechtigkeit Gottes, durch eine göttliche Warnung oder durch die Bosheit von Dämonen oder zauberkundigen Menschen verursacht seien. Gesundbeter waren Priester, Exorzisten, Wunderdoktoren, Hexen, Schäfer oder Schinder, zur Anwendung kam eine Vielzahl von einschlägigen Gebetsformeln, Gesängen und Zaubersprüchen, sowie kultischen Gesten und „Behandlungen“ wie Bekreuzen, Handauflegen, Anhauchen oder Bestreichen der erkrankten Person bzw. Körperstelle. Als Helfer beim christl. Gesundbeten kannte man eine Reihe von spezialisierten ®Krankheitsheiligen. Bei all dem waren heidnische und christliche Vorstellungen eng verwoben und konnten Praktiken der genannten Art auf suggestivem Weg durchaus auch Erfolg gehabt haben. Weitaus häufiger haben sie aber wegen des Ausbleibens medizinischer Behandlung zur Verschlechterung eines Leidens oder zum Tod des Patienten geführt.
Als Gegenstück zum Gesundbeten ist das Totbeten (mhd. mortbeten = totbeten) anzusehen, das eindeutig in den Bereich des Schadenzaubers einzuordnen ist (s. Zauberei).
(s. Besprechen von Krankheiten)