Besprechen von Krankheiten

Aus Mittelalter-Lexikon
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Besprechen von Krankheiten (Wortzauber). In der deutschen ®Volksmedizin des MA. nahm die magische Handlung des Besprechens einen breiten Raum ein, wie die Vielzahl der Synonyme belegt: Ansprechen, Bereden, Berufen (die guten Geister herbeirufen), Bewispern, Anmurmeln, Verbeten und andere mehr. Der Heilzauber des Besprechens wurde von alten Frauen, Schäfern, Köhlern, Schmieden, Scharfrichtern und Abdeckern ausgeübt. Als geeignetster Tag galt dabei der Freitag, am besten bei abnehmendem Mond. Die ®Beschwörungsformel musste im Flüsterton gesprochen werden, der Hilfesuchende durfte dabei nicht reden und sich auf dem Heimweg nicht umsehen. Das Besprechen ging meist einher mit einer magischen Gebärde wie Anpusten, Anblasen, Bestreichen, Handauflegen, Umfahren des Krankheitsherdes mit dem Finger oder ähnlichen Gesten. Die Wirksamkeit derartiger verbalsuggestiver Techniken bei bestimmten Leiden darf angenommen werden.
Die Beschwörungsformel war christlich gefärbt; wo bei den Germanen Wotan oder die Nornen angerufen wurden, beriefen sich ma. Sprüche auf Gott, Jesus, Maria oder einen Heiligen. (Ein Beispiel aus dem lauenburgischen, Blutstillung betreffend: "Petrus und der Herre Christ, de seeten an eenem Disch. Sie gingen overn Weg fort. Da stünn en Pool [=Pfütze] mit Bloot. So as dat steiht, so schall du ok stahn. Im Namen Gottes, des Sohnes und des Heiligen Geistes.) Auch geschriebene, möglichst geheimnisvolle Zauberformeln wurden verwendet; am wirkungsvollsten waren sie in ein Säckchen eingenäht und als ®Amulett am Körper getragen.
(s. Gesundbeten, Zaubersprüche)