Goliarden

Aus Mittelalter-Lexikon
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Goliarden (mlat. goliardi = Nachkommen des teuflischen Golias [?]; oder abgeleitet von gula = das Maul, also etwa "Maulhelden"). Diskriminierende Benennung oder witzige Selbstbezeichnung einer um die Mitte des 13. Jh. auftretenden Sondergruppe der ®Spielleute, die sich aus wandernden Geistlichen, Scholaren, Mönchen und Exmönchen zusammensetzte. Mit scherzhaften oder satirischen Texten nahmen sie Übelstände und Lächerlichkeiten bei allen Ständen ihrer Zeit aufs Korn und verschonten dabei selbst den Papst nicht. Die Goliarden pflegten die polyphone Technik des ®Conductus, der gegen Ende des 13. Jh. Eingang in die Kirchenmusik fand. Sowohl die Kirche als auch die städtischen Obrigkeiten standen den mittellosen, streunenden "clerici vagi" oder Lotterpfaffen äußerst ablehnend gegenüber und sorgten dafür, dass sie gleich fahrenden Spielleuten und Gauklern als rechtlos, unehrlich eingestuft wurden (so etwa im Bayer. Landfrieden v. 1256: "Lotterpfaffen mit dem langen hare und spielleut ... die sint uz dem fride.")