Greifenklaue

Aus Mittelalter-Lexikon
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Greifenklaue (mhd. grifenkla; kla, klawe = Kralle, Klaue, Tatze). Diese im MA. gebräuchliche Bezeichnung für „Trinkhorn“ geht auf eine Legende zurück, derzufolge der hl. Cornelius (lar. corneus = aus Horn) einen Greifen von der Fallsucht befreit und als Dank dafür eine von dessen Krallen erhalten haben soll. (St. Cornelius wurde bei Epilepsie und Nervenleiden angerufen und galt als Patron des Hornviehs.) Die als Trinkgefäße verwendeten Wisent-, Auerochs- oder Ochsenhörner wurden zu Greifenkrallen umgedichtet. Wie dem Fabelwesen selbst – Mischwesen aus Adler und Löwe – wurde auch dessen Kralle Wunderbares zugeschrieben; so konnte sie u.a. Gifte anzeigen und unschädlich machen. Greifenklauen-Trinkhörner, wie sie im 14./15. Jh. in Europa – besonders in Skandinavien – Mode waren, finden sich u.a. in der Sammlung des Grünen Gewölbes, Dresden, im Badischen Landesmuseum, Karlsruhe und im Palazzo Pitti, Florenz. Die Hörner ruhen auf gegossenen und gestochenen Stützen, die als Greife, Greifenfüße, Löwen, Löwenfüße, Adler oder menschliche Figuren ausgeformt sind. Mundrand und Hornspitze sind mit Silber oder vergoldetem Silber beschlagen. Die wertvollen Hörner wurden in der ®Tresur zur Schau gestellt und zum Willkomm- oder Minnetrunk gefüllt (s. Johannessegen, Trinksitten).