Grind

Aus Mittelalter-Lexikon
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Grind (mhd. grint; lat. porrigo capitis; wiss. impetigo contagiosa, i. vulgaris; vulgo feuchter Grind, Blasengrind, Eiter-, Borken-, Krustenflechte u.a.m.). Hochansteckende, durch Staphylo- und/oder Streptokokken hervorgerufene Hauterkrankung, die hauptsächlich bei Kleinkindern auftritt. Sie wird unter unhygienischen Bedingungen durch Schmierinfektion übertragen, gelangt durch Läsionen (Insektenstich, Kratzer) in die Unterhaut und bildet vornehmlich am Schädel flüssigkeitsgefüllte Bläschen, aus deren Inhalt honiggelbe Verkrustungen auf gerötetem Untergrund entstehen. Diese enthalten die Erreger und sind erst dann nicht mehr infektiös, wenn sie restlos abgeheilt sind. Charakteristisch für die befallenen Stellen sind Entzündung, Schwellung der regionalen Lymphknoten und Haarausfall. Bei schwerem Verlauf kann es zu Blutvergiftung, Organversagen und zu Todesfällen kommen.
Die Krankheit wurde im MA.oft mit anderen Hautkrankheiten wie Krätze oder Räude in Eins gesetzt, war aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen weit verbreitet und hat vielfach zum Tod geführt. Einerseits wurde sie als notwendiges Übel zur Verhinderung eines Wasserkopfes angesehen, andererseits suchte man sie auszuheilen durch Mittel wie Knaben- oder Pferdeharn, Frauen- der Hundemilch, zerstoßene Fliegen oder verschiedenen Pflanzenabkochungen. Als „Grindwurz“ wurden z.B. Knoblauch und Alant in verschiedenen Zubereitungen angewendet.
Für die Häufigkeit des Auftretens spricht die Tatsache, dass in manchen Dialekten - so im Alemannischen - die Bezeichnung "Grind" verächtlich auf den Kopf bezogen wird.
Das Hautleiden war schon von den Ärzten der Antike bekannt und als „krustenartiger, trockner, festsitzender Hautausschlag“ oder als „Rauhigkeit der Haut mit vielem Jucken“ bezeichnet, aber – wie auch im MA. – nicht klar von anderen Hautkrankheiten abgegrenzt. Das Heilkräuterbuch „Macer floridus“ empfiehlt eine Wachs-Salbe mit Poleiminze (Polegium) sowie ein Honigpflaster mit Schwertlilie (Iris) und weißer Nieswurz (Helleborus albus) als Mittel gegen den Grind. Ein Rezept aus der Schulmedizin des 14. Jh. empfiehlt eine Salbe mit „winstein und silberschum, daz do heisset litargyrium“. Auch Konrad von Megenberg nennt in seinem „Buch der Natur“ silberhaltige Pulver und Salben als Mittel „wider die zähen fäuhten“, worunter er die Hautleiden zählt.
(s. Hautkrankheiten, Silber)