Guido von Arezzo

Aus Mittelalter-Lexikon
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Guido von Arezzo (um 992 - um 1050). Guido ist vor 1020 in das Benediktinerkloster Pomposa eingetreten, war zwischen 1023 und 1033 Cantor an der Kathedralschule von Arezzo, ab 1029 Camaldulenser-Klosterbruder in Avellana (Umbrien). Er gilt als einer der bedeutendsten Musiktheoretiker des MA. In seiner Schrift "Micrologus de disciplina artis musicae" beschreibt er das ®Hexachordsystem und die ®Solmisation. Sein Notenliniensystem (auf vier Linien im Terzabstand), das die ®Neumenschrift ablöste, wurde zur Grundlage der europäischen Notenschrift. (In Guidos "Regula rhytmicae" heißt es: "Damit die Eigenschaft der Töne unterstrichen werde, ziehen wir einige verschieden gefärbte Linien, so dass das Auge bald den Platz jedes Tones unterscheidet".) Aus dem didaktischen Hilfsmittel der ®"Guidonischen Hand" entwickelten sich die Tonnamen (ut, re, mi, fa, sol, la). In der pädagogoschen Schrift "Aliae Guidonis Regulae de ignotu cantu" werden die Tonsilben als Gedächtnisstütze eingeführt. Begründung: "Einfältig mehr als andere Menschen sind in unseren Tagen die Sänger ... die, auch wenn sie hundert Jahre lang täglich singen würden, es nicht dahin bringen, ohne Lehrer eine einzige ... Antiphon zu singen."
Durch das Wirken Guidos wurden die antik-byzantinischen Klangvorstellungen durch neue abendländische abgelöst, wurde der unbestimmt-schweifende Vortrag durch das Metrum gebändigt, die gleitende Chromatik durch die Diatonik ersetzt.