Hafer

Aus Mittelalter-Lexikon
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Hafer (Saathafer; mhd. haber[e]; lat. avena; botan. Avena sativa). Getreideart mit locker besetzter Rispe. Ist wohl als Unkraut aus seiner kleinasiatischen Heimat nach Mitteleuropa gekommen, wurde hier kultiviert und gedeiht als Sommergetreide bis hin in die feuchtkühlen Mittelgebirgslagen des europäischen Nordens. Die Feldfrucht konnte dank ihres schnellen Wachstums auch noch nach langen Wintern gesät werden und war neben ®Roggen, ®Dinkel und ®Gerste die wichtigste Getreidesorte. Ernährungsphysiologisch bedeutsame Inhaltsstoffe sind Kohlehydrate, Eiweiß, B-Vitamine, Mineralstoffe, ungesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe. Hafer verträgt Feuchtigkeit und Bodensäure, und wurde daher auf Neulandböden (Moor) als erste Kulturpflanze angebaut. Haferbrei war vom Tisch der kleinen Leute nicht wegzudenken; Hafer wurde daneben zur Bierbrauerei, zur Pferdefütterung, ausnahmsweise auch als Brotgetreide verwendet. Mit wachsender Bedeutung der Pferdehaltung stieg der Anteil der Haferanbauflächen. Hafer wurde häufig auch in Gemenge mit Gerste angesät (Mischkorn).
Hildegard v. Bingen schreibt: "Der Hafer ist warm, eine vorzügliche und gesunde Speise für den Menschen, er verschafft ihm einen heiteren Geist, reinen und hellen Verstand, gute Farbe und gesundes Fleisch." Außer auf seine nervenstärkende Wirkung verweist sie auf seinen Nutzen als Kräftigungsmittel bei Schwächezuständen.
In der "Leipziger Drogenkunde" wird die Heilkraft eines Umschlags aus Hafermehl bei Hauterkrankungen hervorgehoben: "Die Kraft des Hafers besteht darin, dass er in sanfter Weise die harten Eitergeschwüre laxiert und auflöst und die Fisteln ... und auch den Schorf.
Im Volksglauben galten Haferkörner, wie andere Körnerfrüchte auch, als Fruchtbarkeissymbol. In der Volksmedizin galt die äußerliche Anwendung von Haferstroh in Form von Bädern als heilsam bei Gicht, Blasenschwäche und entzündlichen Hautkrankheiten.
(s. Getreide)