Hanf
Hanf (ahd. hanaf, mhd. han[e]f, hanff; mlat. canava; botan. Cannabis sativa). Einjährige Pflanze, die nur einen einzelnen Stengel von 2 – 4 m Höhe treibt; mit kleinen, windbestäubten Blüten und langstieligen, fingerförmigen Blättern. Die Stängel der Pflanze enthalten Fasern (Bastfasern) von weißlicher, grauer, grünlicher oder gelber Färbung, die versponnen und zur Herstellung von Bogensehnen, Garnen, Seilen, Netzen, Segeltuch u.a. verwendet wurden (Verarbeitungstechnik: s. Flachs).
Hanffasern sind weniger dehnbar als Flachsfasern, dafür robuster, länger und reißfester als diese. Die Verwendung der Hanffasern für textile Zwecke war den Germanen schon in vorrömischer Zeit bekannt. Die durch Drusch gewonnenen Samenkörner der weiblichen Pflanze dienten in verschiedenen Zubereitungsarten zu Speisezwecken; außerdem wurde aus ihnen Hanföl gepresst, das als Speiseöl sowie zur Seifen- und Firnisproduktion diente. Die betäubende Wirkung der Pressrückstände war bekannt und wurde in der Volksmedizin ausgenutzt. (Wirkstoff: Delta-9-Tetrahydrocannabinol, THC).
Eine bedeutende Rolle spielte Hanf als Rohstoff bei der frühen ®Papierherstellung.
Eine medizin. Anwendung von Hanf findet sich erstmalig bei Dioscurides (1. Jh. u.Z.),der ihn als Antaphrodisiacum verwendet. Sein späterer Kollege Galenus (2. Jh. u.Z.) dagegen empfiehlt ihn wegen seiner beruhigenden und aphrodisierenden Wirkung. Bekannt war, dass Hanfgenuss über einen längeren Zeitraum schädliche Nebenwirkungen wie Magenschmerzen und Kopfweh zeitige. Bei Hildegard v. Bingen (12. Jh.) ist die erste Erwähnung des Hanfes in der ma. Literatur zu finden (Zit. Hans Haas). Von der arab. Heilkunde her hatten im 11. Jh. Kreuzfahrer das Wissen um den wirkungsvolleren indischen Hanf (Cannabis sativa var. indica) und dessen betäubende Wirkung der abendländischenSchulmedizin bekannt gemacht. Fortan dienten getrocknete Blätter und Blüten der weibl. Hanfpflanze zur Herstellung von Mitteln gegen Rheuma und Lungenerkrankungen sowie als Ersatz für ®Opium.