Heinrich von Meißen
Heinrich von Meißen (gen. Frauenlob) wurde zwischen 1250 und 1260 in oder bei Meißen geboren, war bürgerlicher Abstammung, jedoch von hoher Bildung und fasziniert von ritterlicher Gesinnung und Lebensweise. Kurz vor der Schlacht auf dem Marchfeld (1278), die er im Heere Rudolfs von Habsburg mitmachte, trat er erstmals als Dichter hervor. Er lebte als fahrender Sänger und Dichter von Minneliedern, Spruchliedern, Preisgedichten und Leichs an Königs- und Fürstenhöfen, und wurde zum erfolgreichsten der nachklassischen Lyriker. Seiner universalen Bildung entsprach seine Themenpalette; diese umfasste Philosophie und Religion, Sittenlehre und allgemeine Moral, Politik und Schulwissen, höfische und bürgerliche Tugenden, Fürstenpreis und Gönnerbitten, Sozialbelehrung und –kritik. In der Absicht, die großen Meister noch zu übertreffen, bemühte er sich um eine bilderreiche, melodische und rhytmisierte Sprache, um ®"geblümten Stil". Seine Lieder sind – zum Teil mit Noten – in der "Wiener Liederhandschrift" bzw. in der "Kolmarer Liederhandschrift" erhalten. Seine Marien-, Kreuz- und Minneleichs gelten als seine gewichtigsten Werke. Als Begründer der Meistersingerschule von Mainz (um 1315) stand er an der Grenze zwischen Minnesang und Meistersang und wurde von den Meistersingern zu den ®"Zwölf Alten Meistern" gezählt. Er starb am 29. 11. 1318 in Mainz. (Den Beinamen "Frauenlob" verdankt er einem Disput mit ®Barthel Regenbogen und Rumsland, in welchem er sich für die Bezeichnung "vrouwe" einsetzte, während seine Kontrahenten für die Bezeichnung "wip" plädierten.)