Irische Kunst und Kultur

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Irische Kunst und Kultur. Als älteste irische Kulturdenkmäler gelten die Megalithgräber aus der Jungsteinzeit (um 4000 v.u.Z.). Der Bronzezeit (2200 – 800 v.u.Z.) sind einzeln stehende Steinsetzungen und Steinkreise zuzurechnen. In der Eisenzeit (800 – 100 v.u.Z.) entstanden aus Steinen errichtete Wehrbauten. - Die wenigen aus dem FMA. überkommenen Steinkirchen sind in Trockenmauerwerk errichtet, einschiffig, oft ohne besonderen Altarraum und mit einem „falschen“ Tonnengewölbe ("Kraggewölbe") geschlossen. Dabei kragen die Lagen der Mauersteine zur Mitte hin vor, bis sie sich gegenseitig in einer Kammlinie berühren und stützen. (Beispiel: das Gallerus-Oratorium, Westirland, 6./7. Jh.). Etwa 20 derartiger Oratorien sind bekannt, sie finden sich zumeist in der Nähe der Westküste.
Die Klosteranlagen wurden von charakteristischen Rundtürmen überragt, die mit dem Kirchenbau verbunden waren oder einzeln abseits standen. Fast alle hatten einen etwa 3 m hoch gelegenen Zugang, waren bis zu 30 m hoch und dienten als Glockenträger, möglicherweise auch als sicherer Rückzugsort und alsSchatzkammer für Bücher und kirchliches Kultgerät. An der Orten abgegangener Klöster haben sich ca. 65 derartiger Türme erhalten. Sie sind unterschiedlichen Erhaltungszustandes und haben eine Höhe von um die 30 m bei einem Basisdurchmesser von etwa 6 m.
In der irischen Kunst waren keltische Formen bestimmend, wie abstrakte und Pflanzenornamentik sowie Flechtbänder. Etwa ab 650 treten neue Formen wie Tiergeflechte und Spiralformen hinzu. – Da in Irland die röm. Kultur nie Fuß gefasst hat, blieben einheimisch-keltische Stilarten beherrschend, zu denen ab dem 6. Jh. germanische und ab dem 7. Jh. christliche Elemente traten. Nach dem Vorbild importierter Handschriften entstanden zwischen 650 und 800 Meisterwerke großformatiger Buchkunst, darunter die reich mit Buchschmuck versehenen Evangeliare Book of Durrow (um 680), das Book of Lindisfarne (um 700) und das Book of Kells (9. Jh.). Kennzeichnend sind große Initialseiten und ganzzseitige Miniaturen. Die Farbigkeit ist auf gebrochenes Rot, helles Gelb, Grün und Schwarzbraun beschränkt. Die Illustrationen bleiben der spätantiken Formensprache verhaftet. Irische Wandermönche brachten die insulare Buchkunst im FMA. auf den Kontinent, wo sie in den Skriptorien iro-schottischer Klöstergründungen weitergepflegt wurde (z.B. in Bobbio/Italien, St. Gallen/Schweiz, Echternach/Luxemburg, St. Jakob/Regensburg).
Äußerst reich ist der Bestand an irischen Sagen, Legenden und Mythen. Sie wurden gesanglich vorgetragen, verschriftlicht wurden sie erst im FMA. von Mönchen sowohl in der Landessprache (Gälisch) als auch in Latein.
Eine typische Hervorbringung kelt. Skulpturenkunst war das Rad- oder Ringkreuz, dessen die Kreuzesarme verbindender Kreis als Sonnensymbol gedeutet wird. Die Kreuze tragen meist reichen figuralen oder ornamentalen Skulpturenschmuck oder Inschriften. Monumente dieser Art können eine Höhe von über 7 m erreichen ("Hochkreuze").
Die irischen Kelten hatten schon früh den Metallguss beherrscht und fertigten außer Waffen und Werkzeugen kunstvolle Fibeln, Gürtelschließen, Schmuckstücke, Kultgeräte und Münzen. Als Dekor finden sich häufig Spiralformen, Tiergeflechte und Flechtbänder.
(s. Iren, Irland, keltische Sprachen)