Johannes Hispanus
Johannes Hispanus (Joannes Hispalensis, J. Tolentanus, Avendauth, Ibn Dawud, Avraham ben Dawid; gest. 1166). Aus Toledo gebürtiger Jude, um 1140 zum Christentum konvertiert, Priester in seiner Heimatstadt, später Bischof von Segovia. Philosoph, Autor und Übersetzer. Als Übersetzer erschien er zuerst in Limia (Portugal), danach in Toledo (Kgr. Kastilien). Er übertrug Texte von Aristoteles und Averroes aus dem Arabischen ins Lateinische, darunter Werke über Philosophie, Astrologie, Chiromantie und Medizin. Er sagte in seinem berühmten „Toledobrief“ das Ende der Welt für 1186 voraus; hatte er doch aus den Sternen gelesen, dass schreckliche Erdbeben, Unwetter und Stürme die Menschheit auslöschen würden. Ängstliche Zeitgenossen legten Schutzräume an, der Kaiser von Bayzanz ließ die Fenster seines Palasts zumauern und in England wurde ein dreitägiges Fasten angeordnet. Selbst nachdem der angekündigte Zeitpunkt der Katastrophe ereignislos vorübergegangen war, liefen noch Jahrhunderte lang Varianten seiner Berechnungen um.
Zu den von ihm übersetzten Schriften zählen: „Fons vitae“ (s. Gabirol, Salomon), „De anima“ ( = Liber sextus de naturalibus; s. Avicenna) und ®„Secretum secretorum“ (s. Rhazes).
(s. Übersetzerschule von Toledo)