Johannes Ruysbroeck
Johannes Ruysbroeck (Jan van R., Ioannes Ruusbroec; 1293-1381). Exponent der deutschen Mystik im niederländisch-flämischen Raum. Er stammte aus dem gleichnamigen Dorf bei Brüssel, wurde 1318 zum Priester geweiht und wirkte als Vikar in Brüssel, bis er sich 1343 mit gleichgesinnten Kanonikern in die Einsamkeit von Groenendal zurückzog. 1350 nahm die Gemeinschaft die Augustinusregel an, Johannes wurde Prior des neuen Konvents. Er pflegte regen Gedankenaustausch mit Mystikern wie ®Groote und ®Tauler und führte sein schriftliches Werk fort, das er im wesentlichen schon als Weltpriester erstellt hatte.
Kernpunkt der Mystik Ruysbroecks ist der eine und dreieinige Gott, dessen Wesen sich in den Eigenschaften des Menschen als Bild Gottes spiegeln. Die mystische Einswerdung mit Jesus "im Seelengrund" führt zur Ruhe im Vater als dem Urgrund der Gottheit.
Mit seinen Schriften wollte er dem Verlangen nach geistlicher Führung nachkommen, Pseudomystiker – wie etwa die ® „Brüder und Schwestern vom Freien Geist“ – zu entlarven und Kritik an der Kirche und am Klerus seiner Zeit üben. Titelbeispiele: „Von dem Reich der Liebenden", „Zierde der geistlichen Hochzeit", „Vom glänzenden Stein", „Von den vier Versuchungen", „Buch von den geistlichen Tabernakeln", „Vom Christenglauben", „Spiegel der ewigen Seligkeit". Im Alter von 70 Jahren fasste er seine Lehre in "Samuel oder das Buch der höchsten Weisheit" zusammen.