Karpfen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Karpfen (mhd. karpfe, karpe; mlat. carpa, carpo; wiss. Cyprinus carpio). Der Karpfen war in Mitteleuropa ursprünglich nicht heimisch. Er stammt aus stehenden und langsam fließenden Gewässern Südosteuropas (z.B. Schwarzes Meer, Unterläufe von Donau, Wolga, Don), wo Wildkarpfen als Allesfresser in 3 – 4 Jahren bei 30 – 50 cm Körperlänge und 0,5 – 3 kg Körpergewicht zur Geschlechtsreife heranwachsen. Knochenfunde von Karpfen außerhalb deren angestammten Verbreitungsgebiet deuten auf Hälterung anderswo gefangener Wildkarpfen hin. Schon Karl der Große hat seinen Grundpächtern die Karpfenhaltung befohlen. Älteste Funde von Karpfenresten stammen aus der Burg von Hitzacker (Krs. Lüchow-Dannenberg), datieren in das 9./10. Jh. und lassen auf eine Körperlänge von 25 – 30 cm schließen. Von den Klöstern wurde die ®Teichwirtschaft mit Nachdruck entwickelt, um während der vielen fleischlosen Tage (mehr als 100 Fastentage pro Jahr) auf Fischspeisen ausweichen zu können. Domestikation führte bis zum 13. Jh. zum Teichkarpfen, der größer und schwerer wurde und schnellwüchsiger und zutraulicher als der Wildkarpfen war. (Ältestes Beispiel eines großen Teichkarpfens von ca. 60 cm Länge ist der Knochenfund aus Groitzsch [Krs. Borna; 13. Jh.]. Bis zum Beginn der Neuzeit hatten sich auch die großrahmige, hochrückige Körperform und charakteristische Typen reduzierter Beschuppung (Schuppen-, Spiegel-, Zeil-, Nacktkarpfen) herausgebildet.
Der Verkaufspreis für Karpfen betrug im SMA. das sechsfache dessen für Ochsenfleisch. Von seinem Wert her ist es verständlich, dass der Karpfen im SMA. als Wappentier von Familien und Orten erscheint, in deren Geschichte die Karpfenzucht von Bedeutung gewesen war.
Im der ma. Volksmedizin war der "Karpfenstein" (lapis carpionis) von Bedeutung, ein hornig-knorpeliges Gebilde am Gaumendach von "eines halben Mondes Gestalt", das dem zahnlosen Fisch zusammen mit den Schlundknochen zum Zerkleinern der Nahrung dient. Der Karpfenstein wurde gegen Fallsucht und Schlaganfall gebraucht, zur Hemmung "der aufwallenden Hitze der gelben Galle" und sollte als Pulver wirksam gegen Blutungen sein.