Kudrun

Aus Mittelalter-Lexikon
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Kudrun. Ein mhd. Heldenepos, das einzig in einer fnhd. Umdichtung, der österreichischen ® Ambraser Handschrift von 1517, vorliegt. Es ist um 1230/40 im bayrisch-österreichischen Grenzraum entstanden und besteht aus drei nur durch die Genealogie der Protagonisten verknüpften, selbständigen Teilen: dem Hagenlied, der Hildensage (um Hagens Tochter) und dem Kudrunlied (um Hildes Tochter). Die Dichtung ist von ähnlicher heroischer Strenge wie das ®Hildebrandslied und das ®Nibelungenlied. Das einleitende Hagenlied stellt Person und Taten Hagens vor, die beiden anderen Teile handeln von der Umwerbung und Entführung Hildes durch König Hetel und Kudruns durch den Normannen Hartmut, letztlich Kudruns Befreiung und Heirat mit Herwig. Das aus der Spielmannsepik bekannte Motiv der Brautentführung ist hier also gleich zweimal ausgeführt. Die Schauplätze sind in den Küstenregionen der Nordsee zwischen Dänemark und der Normandie angesiedelt. In „Kudrun“ haben – anders als im Nibelungenlied – christl. Elemente wie Verzeihung und Versöhnung ihren Niederschlag gefunden.