Kuenringer
Kuenringer (Herren von Kuenring; österr. Ministerialen- bzw. Landherrengeschlecht; 11./12. - 16. Jh.) Auf den im 11. Jh. aus Sachsen oder aus dem Rheinland zugezogenen Adligen Azzo zurückgehende Dynastie, benannt nach Kühnring im niederösterr. Waldviertel. Als nächster namhafter Vertreter erscheint um 1130/40 Hadmar I., der Stifter des Zisterzienserklosters ®Zwettl am Kamp. Kuenringer waren wesentlich an der Urbarmachung und Kolonisierung der Gebiete zwischen Donau und Thaya beteiligt, wo sie zahlreiche Burgen und Städte gründeten und für die Organisation von Pfarreien sorgten. So gehen Stadt und Burg Weitra (Waldviertel), Stadt und Burg Zistersdorf (Weinviertel), die beiden Burgen von Spitz (Wachau) und Dürnstein (Wachau) auf kuenringische Gründer zurück. (Auf Burg Dürnstein hielt 1193 Hadamar II. den engl. König Richard Löwenherz gefangen, der auf dem 3. Kreuzzug sich mit dem Babenberger Herzog Leopold überworfen hatte.) Als Bayer. Lehen hielten die Kuenringer Burg Aggstein. Aufgrund umfangreichen Landbesitzes und vorteilhafter Heiratspolitik kam das Geschlecht, das sich in die Linien Weitra und Dürnstein geteilt hatte, zu großer politischer Macht und Eigenständigkeit, wurde dem Herrenstand zugerechnet und nahm Anteil an der Landespolitik. Erbbegräbnisstätte war seit der Mitte des 12. Jh. bis zum Beginn des 14. Jh. das kuenringische Stift Zwettl. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht im 13. Jh. führten Kuenringer eine Adelsfehde gegen den Babenbergerherzog Friedrich II. an, und waren maßgeblich an der Einsetzung Ottokars II. Premysl von Böhmen als Herzog beteiligt. Unter den Habsburgern ging ihr Einfluss zurück. (Im 16. Jh. trat das Geschlecht zum Protestantismus über, 1594 starb der letzte Namensträger.)