Liebesdichtung

Aus Mittelalter-Lexikon
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Liebesdichtung. Liebe als literarischer Gegenstand war in der Spätantike, wohl unter dem Einfluss der rigoristischen, sexualfeindlichen christl. Lehre, nicht mehr behandelt worden. Erst um 1100 entstand in Frankreich eine neue Tradition der Liebeslyrik, die ihren Ursprung in der mozarabischen Kultur hatte. Von der frz. amour courtois inspiriert entstand im 12. Jh. der mhd. ®Minnesang. Mlat. Liebeslyrik war fast ausschließlich von Klerikern und Scholaren verfasst (s. Vagantenlyrik). Neben der sinnlichen Liebe wurde im HMA. die geistl. Liebe besungen: es entstanden schwärmerische Liebeslieder an Christus, den Bräutigam der Seele. Im SMA. änderte sich der Ton der Liebesdichtung: während in der weltl. Dichtung die hohe Minne einer realistischeren Betrachtungsweise wich, steigerte sich die geistl. Lyrik zu mystischer Verzückung ("unio mystica").