Lollarden

Aus Mittelalter-Lexikon
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Lollarden (engl. Ketzername, der wahrscheinlich von der Bezeichnung niederländischer Beghinen und Begharden rührt, die bei einem Seuchenzug im 14. Jh. Kranken- und Bestattungsdienste leisteten: von ndl. löllen = lullen, durch beruhigenden Singsang zum Schlafen bringen. Kirchl. Diffamierungsabsicht führte die Bezeichnung auf lat. lollium = Unkraut zurück: Lollarden = Unkrautsäer). Als Lollarden (auch "Arme Prediger" oder "Wycliffiten") wurden Laienprediger bezeichnet, die - ursprünglich dem universitären Umfeld entstammend ("Book Men") - im Geiste John ®Wyclifs durch die Lande des Kögigreichs England zogen und aus der volkssprachlichen "Lollardenbibel" das "göttl. Gesetz" als für Kirche und Staat verbindliche Norm predigten. Ihre kirchenkritischen und sozialreformerischen Gedanken fanden Anklang besonders in den Unterschichten, trugen mit bei zu Unruhen und Aufständen, als deren Urheber sie von Kirche und Staat verfolgt, nach einem Gesetz von 1401 ("de haeretico comburendo") unter Todesstrafe gestellt wurden. Inquisitoren forschten nach lollardischen Schriften und sorgten für deren Exekution auf dem Scheiterhaufen (besonders zwischen 1418 und 1499).
Im 16. Jh. verlor die Bewegung an Bedeutung; einige lollardische Schriften, besonders die englische Bibelübersetzung, sollten in der englischen Reformation weiterleben.