Mönchspfeffer

Aus Mittelalter-Lexikon
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Mönchspfeffer (Vitex agnus castus [grch. agnos und lat. castus = keusch, rein]; Keuschbaum oder Keuschlamm, weil er angeblich den Geschlechtstrieb dämpft; der Wortteil „-lamm“ rührt von einer Verwechslung des grch. agnos = rein mit dem lat agnus = Lamm). Das Wissen um die Heilpflanze gelangte über das Pflanzenverzeichnis „De materia medica“ des Dioskurides (1. Jh. u. Z.) in die klösterliche Heilkunde des MA. Der Strauch ist in Südeuropa heimisch, wird bis zu sechs Meter hoch und hat weiß, rosa oder bau-violett blühende aufrechtstehende Blütenrispen, rotschwarze fleischige viersamige Früchte und fünf- bis siebenzählig geteiltes handförmiges Laub, ähnlich dem des Hanfs. Die Blätter wurden für medizinische Zwecke, die fleischigen Früchte auch als Gewürz (Pfefferersatz) und die biegsamen schlanken Gerten zum Anbinden von Weinreben und für Flechtwerk genutzt.
Dioskurides empfiehlt Zubereitungen aus den Früchten als Heilmittel vor allem bei Menstruationsbeschwerden, Gebärmutterkrankheiten und zur Förderung der Muttermilch. Über grch.-röm. und arab. Quellen gelangte das Wissen um die Droge ins europäische MA.; im deutschsprachigen Raum findet sie eine erste Erwähnung im „Lorscher Arzneibuch“ (um 800) unter dem Namen „agno sperma“. Die ma. Klostermedizin empfiehlt die Blätter als Mittel für Leute geistlichen Standes („gaistleichen läuten“), um das Keuschheitsgelübde besser einhalten zu können. ® Konrad von Megenberg (14. Jh.) schreibt in seiner Naturkunde („puoch von den natürleichen dingen“) ein Kapitel „von dem käuschen lamp“, in dem er die antaphrodisierende Wirkung der Früchte und der Blätter darstellt.