Memento mori

Aus Mittelalter-Lexikon
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Memento mori (lat., = gedenke des Todes). Erstmals erscheint das memento-Motiv zur Zeit der cluniazensischen Reform um 1070 in einem Text des ®Noker von Zwiefalten aus dem Kloster Hirsau. Um 1160 schreibt Heinrich von Melk seine "Erinnerungen an den Tod", ein satirisch-zeitkritisches Memento mori in etwa 1.000 Versen. Im 15. Jh. machten die Prediger der Bettelorden den Gedanken an die Allgegenwärtigkeit des Todes und die Vergänglichkeit der irdischen Freuden zum beherrschenden Thema, das durch Holzschnitt und Einblattdruck Massenwirkung erlangte. Das Bild des Todes fand sich in drei Motiven besonders eindrucksvoll dargestellt: zum einen in der klagenden Frage "Wo sind sie alle geblieben, die früher die Welt mit ihrer Herrlichkeit erfüllten?" ("Ubi sunt ..."); zum andern in dem Bild des verwesenden, verfaulenden und zerfallenden Körpers, das besonders auf den Grabmälern der Zeit in furchtbarer, ekelerregender Realität vor Augen gestellt wird: Frau Welt erscheint "bestecket und behangen mit würmen und mit slangen, mit kroten und mit natern; ir lip was voller blatern [= Pocken] und ungefüeger eizen [= Eiterbeulen], fliegen unde ameizen" (®Konrad von Würzburg); zum dritten in dem Motiv des Totentanzes, bei dem der Tod die Menschen unterschiedslos in seinen Reigen zwingt. Das düstere bis makabere memento-Motiv wird in Bildhauerei, Malerei, Holzschnitt und Lyrik des SMA. in vielfältiger Weise variiert und meist kontrastierend zur "vanitas mundi", also zu Eitelkeit, Schönheit, Reichtum und Ruhm dargestellt.
Etwa zeitgleich mit dem Niedergang der Totentanzidee kam im 15.Jh. des Bild des Todes im Narrengewand auf. Es geht immer noch um die Vergänglichkeit und Nichtigkeit menschlicher Existenz, zusätzlich um die Torheit, mit der Erbsünde das Paradies und das Ewige Leben verspielt zu haben.
(s. Vanitas)