Ochse
Ochse (mhd. ohse; lat. bubulus). Bezeichnung für das kastrierte männliche Rind. Um den Stiercharakter (Aggressivität, Geschlechtstrieb) nicht zur Ausbildung kommen zu lassen und um gleichzeitig nutzbare Körperkraft und Fleischmasse zu erhalten sowie um einer gefügigeren Wesensart wegen, wurden Stierkälber und Jungstiere kastriert (s. Kastration). Stand bei der europäischen Rinderhaltung zunächst die Fleischnutzung im Vordergrund, so trat noch im Frühneolithikum (etwa 5.500 – 5.000 v.u.Z.) – wohl im Gefolge züchterischer Veränderungen – die Milchnutzung daneben, und im 4. Jt. v.u.Z. – im Zusammenhang mit der Entwicklung von Pflug und Wagen – die Nutzung als Zugtier.
Im europäischen MA. war das Rind bei bedeutenden regionalen Größen- und Wuchsformunterschieden das wirtschaftlich wichtigste Haustier. Ochsen bekamen durch die Kastration ein "kuhhafteres" Aussehen, sie wurden höher und weniger grobknochig als Stiere und waren leichter zu führen. Sie wurden zum dem Zugtier überhaupt; einzeln oder paarweise im Joch vor Pflug und Wagen eingespannt, ermöglichten sie erst intensives Ackern und größere Wagentransporte und halfen beim Holzrücken.
Für die Bedeutung der Ochsen als Schlachttiere im SMA. spricht der organisierte Zustrom von Ochsen aus dem südosteuropäischn Raum in die mitteleuropäischen Ballungsräume bis hin in den Rheingau (s. Ochsenhandel).
Waren die Ochsen als Zugtiere auch langsamer und schwerfälliger als Pferde, so waren sie doch leichter zu dirigieren und anspruchsloser in der Fütterung: sie begnügten sich mit Gras und brauchten keinen teuren Hafer, der obendrein mit Brotgetreide konkurrierte.
(s. Agrartechnik, Rinder, Zugtiere)