Reims
Reims (Stadt an dem kleinen Flüsschen Vesle, einem lk. Nebenfluss der Aisne, in Nordfrankreich; einer Legende nach von Remus, dem Zwillingsbruder des Romgründers Romulus, gleichzeitig mit Rom gegründet). Am Schnittpunkt überregionaler Straßen gelegen, zählte schon die Vorläuferin – das gallische Durocorturum, im 3. Jh. umbenannt in Civitas Remorum (Hauptort der belgischen Remer) – zu den wichtigsten Städten der Provinz Belgica. Nach der fränk. Eroberung der Römerprovinz taufte hier Bischof Remigius den Frankenherrscher Chlodwig (um 496) und salbte ihn als ersten christl. König nördl. der Alpen. Das Bistum hatte schon im 4. Jh. bestanden, als erster Bischof ist 314 Imbetausius belegt. Unter König Pippin wurde Reims aus der Bindung an das Erzbistum Trier gelöst, 779 erlangte dann Bischof Tilpin das Pallium. Der wohl berühmteste Reimser Erzbischof war ®Hinkmar (845-882), der beanspruchte, das alleinige Recht zur Krönung des westfränk. Königs innezuhaben – ein Recht, das Reims erst 1179 endgültig zukam; bis dahin musste sich Reims das Konsekratorenamt mit Sens teilen. 940 hat Ludwig IV. seinem treuen Anhänger Erzbischof Artal das Grafschafts- und Münzrecht in Reims verliehen und so die bischöfliche Machtstellung in Stadt und Umland gefestigt. Wirtschaftlich kam der Stadt, die durch Tuch- und Weinhandel reich geworden war, die Nähe zu den Märkten der Champagne zugute, politisch profitierte sie von der Nähe zum frz. Königshaus. Erst als Paris zum Zentrum der Monarchie und St. Denis zum geistigen Schwerpunkt Frankreichs wurde, ging die Bedeutung von Reims zurück. 1429 führte Jeanne d´Arc den Dauphin Karl zur Krönung nach Reims, dessen Kathedrale seither als Symbol der nationalen Identität empfunden wird.
Die Kathedrale von Reims ist eine der bedeutendsten der frz. Gotik. Baubeginn war 1212 nach dem Brand eines Vorgängerbaus; der Chor mit fünf tiefen Kapellen wurde 1241 ausgeführt, um 1300 war der Gesamtbau im wesentlichen vollendet. Er erscheint als dreischiffige Basilika (mit einem Langhaus zu neun Jochen), mit fünfschiffigem Querhaus (kaum ausladend, zu 3 Jochen), ebenfalls fünfschiffigem Chor (zu drei Jochen) und einer kapellenbekränzten Apsis. Der Innenraum ist bei 115 m Länge 60 m breit und 38 m hoch. Die Westfassade ist gegliedert durch zwei stumpfe Türme, eine Portalzone, die darüberliegende Mittelzone mit riesiger Fensterrose und das Obergeschoss mit Statuengalerie („Königsgalerie“). Der gesamte Außenbau ist mit reicher Kathedralplastik besetzt: ca. 3.400 Skulpturen illustrieren das Weltbild des ma. Menschen. Das im Boden der Kathedrale angelegte ®Labyrinth wurde im 18. Jh. entfernt.