Runen
Runen (mhd. rune = Geheimnis, geheime Rede, Geflüster). Über Entstehung, Herkunft und Alter der germanischen Runenzeichen ist nichts bekannt. Ursprünglich waren Runen Loszeichen, die der Wahrsagung oder der Beschwörung dienten. (Von daher rührt die Wortverwandtschaft mit „Raunen“.) Erst später wurden sie sie zu Lautzeichen: im 2. Jh. v. Chr. entstand die altgermanische Runenschrift; sie war linear und rechtsläufig und wurde zu Gedenk- oder Besitzinschriften, gelegentlich auch zur Niederschrift alltäglicher Begebenheiten benutzt. Das älteste gemeingermanische Runenalphabet (Älteres Futhark) wurde bis ins 8. Jh. geschrieben. Es bestand aus 24 Buchstaben; Doppelpunkte markierten die Wortabstände. Den Runenzeichen war je eine Wortbedeutung zugeordnet; so stand I (i) für Is = Eis, < (k) für Ken = Fackel oder N (h) für Hagall = Hagel. – Anschließend entstand – zu Beginn der Wikingerzeit – das „Jüngere Futhark“ mit 16 Zeichen (benannt nach den ersten sechs Lauten dieser Runenreihe: f/u – th/a – r/k). Mit diesen Runenzeichen sind die meisten überlieferten Inschriften geschrieben. In Form von Einzelzeichen dienten Runen als kultisch gebundene Kennzeichen für Person, Sippe und Eigentum. Als ®hantgemal war das Runenzeichen Signum und Unterschrift. Unter Karl d. Gr. kamen Runen als heidnisches Kulturgut in Verruf. Sie wurden geächtet und durch die Schrift der Römer verdrängt. Einzelne Zeugnisse sind noch aus dem 11. Jh. (Runenstein von Ramsunberg) und dem 13. Jh. (Codex Runicus) erhalten. Viele ®Steinmetzzeichen deuten in ihrer Form auf eine Ableitung von Runen hin.