Schule von Chartres

Aus Mittelalter-Lexikon
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Schule von Chartres (auch: „Renaissance des 12. Jh.). Unter dieser Bezeichnung wird eine Denkweise des 12. Jh. verstanden, welche durch Rationalismus und Hang zu den grch. Autoritäten gekennzeichnet ist und sich gegen die Schriftgläubigkeit der an den Artes geschulten Gelehrten wendet. Exponenten dieser Richtung waren gleichgesinnte Gelehrte, die in irgendeiner Weise mit der Kathedralschule von Chartres in Verbindung standen; so ®Bernhard von Chartres, Adelard von Bath (12. Jh.; s. Übersetzer), ®Alanus ab Insulis, ®Peter Abaelard und ®Robert Grosseteste. Deren Wissensdurst kam die Überlieferung antiker Gelehrsamkeit entgegen, die von arab. Gelehrten gepflegt worden war und die seit dem 12. Jh. an den ital. und span. Übersetzerschulen (Salerno bzw. Toledo) ins Lateinische übertragen und im Abendland bekannt gemacht wurde. Im Zentrum des Interesses standen Naturwissenschaften wie Astronomie, Kosmologie, Arithmetik, Physik, Medizin und Pharmazie. Die Betrachtung der Natur diente nicht mehr allein der Bibelexegese und der Erforschung göttlichen Wirkens sondern wurde um ihrer selbst willen betrieben.
Als Leitgedanke der „Schule von Chartres“ kann der Ausspruch des Bernhard von Chartres (12. Jh.) gelten, dass die Wissenschaftler seiner Zeit wie Zwerge auf den Schultern von Riesen (sc. der grch. und arab. Gelehrten) stünden und deshalb weiter sehen könnten.
Ende des 12. Jh. begann die Bedeutung der Schule von Chartres auf die Pariser Sorbonne überzugehen.