Schwarze Madonna
Schwarze Madonna. Plastische und bildliche Darstellungen einer dunkelhäutigen Gottesmutter mit dem Jesusknaben sind in ganz Europa, sowohl im Röm.-Kath. wie im Orthodoxen Raum erhalten. Sie stammen zumeist aus dem 13./14. Jh. (Romanik, Gotik) und dann gehäuft wieder aus dem 16. Jh. (Barock). Sie waren zumeist aus Holz, seltener aus Stein gehauen oder als Tafelbild ausgeführt. Das Motiv einer schwarzen Muttergottes könnte von einer mystischen Stelle des Hohen Liedes (Hld 1,5) abgeleitet sein, in der es heißt „Nigra sum sed formosa“ („Schwarz bin ich, aber von schöner Gestalt“). Wahrscheinlicher ist jedoch ein verschütteter Zusammenhang mit fruchtbarkeitsspendenden wie todbringenden Mutter- und Erdgottheiten der Antike, wie Kybele, Demeter/Persphone, Diana, Isis u.a., denen die Farbe Schwarz zugeordnet war und denen nur schwarze Tiere geopfert wurden.
Von den etwa 450 Gnadenbildern der Art "Schwarze Madonna" in Europa seien als deren berühmteste genannt:
Altötting (Gnadenkapelle, Figur aus Lindenholz, frühes 14. Jh.);
Clermont-Ferrand (Frankreich, Dept. Puy-de-Dome, Region Auvergne; roman. Basilika Notre-Dame-du-Pont, die Schwarze Madonna in der Krypta ist eine Kopie des 17. Jh. eines byzantinischen Originals);
Czestochawa (Polen, auf dem Berg Jasna Gora, fma. Tafelbild, wohl als byzantin. Ikone entstanden, an diesem Ort erstmals erwähnt im 14. Jh.);
Kloster Einsiedeln (Schweiz, stehende Schwarze Madonna, wahrscheinlich eine spätgot. Nachbildung des 1466 verbrannten romanischen Originals);
Le Puy-en-Velay (Frankreich, Präfektur Haute Loire, Basilika Notre-Dame-du-Puy, an einem Pilgerweg nach Santiago de Compostela; Nachbildung des 19. Jh. einer Madonnenstatue, die wahrscheinlich aus dem 12. Jh., einer Legende nach aus dem 13. Jh. stammt);
Loreto (Mittelitalien; das Original der Marienstatue aus dem 14. Jh. wurde 1921 durch Brand zerstört und durch eine Kopie ersetzt. Die Statue war ursprunglich aus rotem Zedernholz, das im Laufe der Zeit eine schwärzliche Färbung annahm);
Meillers (Zentralfrankreich, roman. Kirche Saint-Julien, thronende Schwarze Madonna aus dem 12./13. Jh.)
Kloster Montserrat (Spanien, Statue aus dem 12. Jh., Pappelholz, bis auf Gesichter und Hände sind Mutter und Kind ganz in Gold gefasst);
Nazaré (Portugal, hölzernes Abbild einer stillenden Schwarzen Madonna, der Legende nach aus dem 8. Jh.);
Rocamadour (Südwestfrankreich, Madonnenstatue aus Nussbaumholz, 66 cm hoch, 9. Jh.)
Thuret (Frankreich, Dept. Puy-de-Dome, Region Auvergne; in der Dorfkirche die Kopie (17. Jh.) einer Statue aus dem 13. Jh.)
Die Schwarzen Madonnen galten als wundertätig, sie wurden Ziel überregionaler Wallfahrten und konnten – wie die von Tschenstochau – in den Rang eines Nationalheiligtums gelangen. (Viele Kultbilder der genannten Art sind noch in nachmittelalterlicher Zeit, gehäuft im 16./17. Jh. entstanden.)
(s. Gnadenbild)