Gnadenbild

Aus Mittelalter-Lexikon
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Gnadenbild. Bildliche oder figürliche Darstellung göttlicher oder heiliger Personen, in deren Angesicht Gläubige ein persönliches Anliegen vorbrachten mit der Hoffnung auf Erhörung bzw. Fürbitte der/des betr. Heiligen bei Gott. Besonders zahlreich waren Gnadenbilder der Gottesmutter ("Maria-hilf-Bild"), allein oder mit dem Jesuskind bzw. mit dem Gekreuzigten. Häufigste Bitten waren die um Gesundheit und um Abwendung seelischer Nöte oder bestimmter Gefahren. Wunderkräftige Bilder machten ihre Heimatkapelle oder -kirche zum Gnadenort und zum Ziel vieler Wallfahrer.
Kultbilder, die der stillen Andacht oder als Adresse von Fürbitten dienten, hat es im katholischen und orthodoxen Glauben seit je gegeben und waren seitens der Kirchen in wechselnder Weise beurteilt worden (s. Bilderstreit). Vom Endes des MA. an kam es jedoch durch die zunehmende schwärmerische Volksfrömmigkeit - und nicht zuletzt auch aus wirtschaftlichen Gründen -, zu einer geradezu inflationären Vermehrung der Gnadenbilder und der durch sie erwirkten Wunder, sodass sich Kritik regen musste. Bekanntheits- und wirkungssteigernd wirkten sich ein mit der Andacht vor dem Bild verbundener Ablass aus, die zeitweilige Verhüllung bzw. Zurschaustellung des Bildnisses sowie die Verbreitung von originalgetreuen Kopien. Um Herkunft und Geschichte des Gnadenbildes entwickelten sich dunkle heilige Sagen, die von Geschlecht zu Geschlecht weitergereicht und ausgestaltet wurden. Die "Echtheit" eines traditionsreichen Bildes wurde von kirchlichen Behörden i.A. ohne weitere Prüfung stillschweigend (implicite) anerkannt. Sofern ein Bild neuerdings zum Gnadenbild erhoben werden sollte, mussten vor der bischöflichen Behörde mindestens drei Wunder oder Gebetserhörungen nachgewiesen werden.
Das wohl älteste marianische Gnadenbild in Bayern ist eine romanische Madonnenfigur, die der Legende nach 1104 auf der Donau angeschwommen kam und in einer Kapelle auf dem Bogenberg Aufstellung fand. (Sie stammt wahrscheinlich aus dem 13. Jh. und steht - zusammen mit einer weiteren Marienstatue - in der heutigen Klosterkirche.) - Jünger ist die "Mutter der guten Hoffnung" ("Mater Sanctae Spei", eine in Stein gehauene Sitzfigur, entstanden um 1235-40) im Kloster Wessobrunn.
(s. Christophorus, Schutzpatron, Schwarze Madonna, Vesperbild, Votivgabe, Wallfahrtsorte, Wunder)