Seifried Helbling

Aus Mittelalter-Lexikon
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Seifried Helbling (vor 1240 – nach 1300). Unbekannter ritterbürtiger Dichter aus Niederösterreich, wahrscheinlich Lehnsmann der Kuenringer, benannt nach einem der Protagonisten seiner mhd. Gedichte, die zwischen 1283 und 1300 entstanden. Helbling scheint wohlhabend gewesen zu sein und konnte, als er an seinem Werk arbeitete, bereits auf eine Schar von Kindern und Kindeskindern herabsehen. Er nimmt – möglicherweise absichtlich im Schutz der Anonymität bleibend – kritisch zum Hause Habsburg und zu den sozialen Zuständen seiner Zeit Stellung. Acht von Seifrieds Dichtungen sind von der Rahmensituation eines lehrhaften Dialogs zwischen Ritter und Knecht zusammengefasst und unter dem Namen "Kleiner Lucidarius" erschienen (benannt in Anlehnung an den ®“Lucidarius“, eine Enzyklopädie in Dialogform aus dem 13. Jh.) Thematisiert werden unter patriotischem Aspekt u.a. beklagenswerte Veränderungen im Ständesystem, Sittenverfall, Raubritterwesen, Niedergang der Rechtskultur, Überfremdung in Kleidung und Gebaren, Suche nach dem wahren Österreicher und Abwehr fremder – besonders schwäbischer, welscher und böhmischer – Sitten sowie persönliche Leiden und Verzweiflung. Er trägt seine Kritik im Gewande der Satire vor und macht sie an konkreten Ereignissen fest. Besonders hervorgehoben wird im "Kleinen Lucidarius" die Bedeutung der bäuerlichen Arbeit für die Existenz der Ritter und Bürger:

"... wenn gepaurn nicht mer ist ...
wez denn lebent die selben frist
die herren sind genennet?"