Skorbut
Skorbut (mhd. scharbock, mndd. scherbok, schorbuk = wunder Mund; nlat. scorbutus (16. Jh.); Vitamin-C-Hypovitaminose; die "Pest der Meere"). Gelehrte der Spätantike und des Frühmittelalters haben einen Symptomenkomplex beschrieben, der demjenigen des Skorbuts entspricht. Zu diesen Experten gehörten Celsus (1. Jh. u.Z.), Plinius (27-79), Galen (120-200), Paulus von Ägina (ca. 600-650) und Avicenna (980-1030). Sie schilderten übereinstimmend Krankheitserscheinungen wie Lähmungen und Geschwüre an den Füßen, Blutungen und übelriechende Geschwüre der Mundschleimhaut und Zahnausfall. Die medizinische Theorie der Zeit suchte die Ursache des Leidens in einer Störung der Milzfunktion, wodurch schwarzgallige Säfte zurückgehalten würden, eine Schwellung und Entzündung des Organs hervorriefen und zu den genannten Krankheitszeichen führten.
Diese Krankheit dürfte im MA. – wie andere Hypovitaminosen auch – häufig aufgetreten sein, wenn frisches Obst und Gemüse wochenlang fehlten und die Ernährung über lange Zeit aus mit Salz konservierten Lebensmitteln bestand. Demnach besonders in Nordeuropa, wo die Winter lang waren und kaum vitaminreiche Kost zur Verfügung stand, ferner auf langen Kriegszügen und Seereisen sowie bei langandauernden Belagerungen. Sie wurde für den dritten Kreuzzug 1189 - 1191 erstmals beschrieben; von skorbutartigen Erkrankungen wird ferner berichtet bei den Kreuzfahrern in Damiette (1218, Jacques de Vitry) und in Kairo (1250, Joinville). Weil von der Krankheit stets größere Gruppen befallen waren, sah man in ihr ein seuchenartiges Geschehen, eine Pestilenz.
Krankheitszeichen sind: Müdigkeit, Muskelschmerzen, spontane Blutungen (an Zahnfleisch, Magen und Darm, in Gelenken, an Brustfell und Herzbeutel), Anämie, Muskelschwund und Zahnausfall. Die Sterblichkeitsrate konnte auf längeren Seereisen, wie sie von der zweiten Hälfte des 15. Jh. an unternommen wurden, mehr als 50 % betragen (Vasco da Gama verlor 1498 bei seiner Afrikaumseglung 100 seiner 160 Leute unter Erscheinungen von Zahnfleischentzündung, Zahnausfall und Hautblutungen. Auch Magellhaes verlor einen Großteil seiner Mannschaft unter diesen Krankheitsanzeichen).
Behandlungsmöglichkeiten blieben jedoch bis ins 18. Jh. unbekannt. Um 1750 empfahlen die Marinemediziner Dr. Lind, Dr. Trotter und Dr. Blane Zusätze von Sauerkraut und Zitronen zur Kost der Matrosen, was einen verblüffenden Erfolg zeitigte.
(s. Totenschiffe)