Till Eulenspiegel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Till Eulenspiegel (ndd. Dyl Ulenspegel). Wahrscheinlich eine historische Figur, ein bäuerlicher - nach anderer Quelle ein ritterbürtiger, Straßenräuberei treibender – Schalksnarr, um 1300 in Kneitlingen (Braunschweig) geboren, angeblich 1350 zu Mölln (Holstein) gestorben, wo heute noch sein Grabstein gezeigt wird. (Der Name könnte aus ndd. ulen = fegen und weidmännisch Spiegel für Hinterteil gefügt sein.) Er verkörpert den kleinen Mann vom platten Land, der sich mit aggressivem Mutterwitz an allen Ständen - besonders an dem der Handwerksmeister - für deren Ungerechtigkeit und Habgier rächt. Dabei tritt er in vielen Masken auf, so als Arzt oder Wanderpriester, als Gaukler oder Gelehrter, als Kaufmann oder Pferdehändler, als Bäcker, Schmied, Brauer, Weber, Schreiner oder Barbier.
Erste Fassungen der Schwänke um Eulenspiegel erschienen noch im 15. Jh. als Handschriften in mnd. Sprache; diese waren schon bei den Zeitgenossen außergewöhnlich erfolgreich. Vermutlich war es der Braunschweiger Hermann Bote (um 1460 bis um 1520), der mündlich umlaufendes Schwankgut in der Prosaschrift "Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel" in 96 "Historien" zusammenfasste. Deren Reiz beruht auf Wortwitz und auf der komischen Wirkung wortwörtlich ausgeführter bildhafter Befehle. Erster Druck erfolgte 1510/11 bei Johannes Grieninger in Straßburg. Das Ulenspegel-Buch wurde in viele Sprachen übersetzt, darunter Latein, Französisch, Englisch und Polnisch.
In bildlichen Darstellungen erscheint Till in Narrenkleidung, mit Eselsohren oder Narrenkappe, mit Glöckchen und Schellen (s. Narr).